Richard Semon: Im australischen Busch und an den Küsten des Korallenmeeres. (1903)

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10 Von Jena bis Queensland.

mit Vorbau versehenen Häusern und zahlreichen Gärten. Die Hauptstraße der Stadt ist die breite verkehrsreiche Queen-Street, in der sich das eigentliche Geschäftsleben abspielt. Hier finden sich die meisten öffentlichen Gebäude, die Ministerien, das Postgebäude, die Queensland-Nationalbank, viele andre große Geschäftshäuser und Laden bei Laden. Die Privathäuser liegen meist in den stilleren Seitenstraßen, gewöhnlich villenartig von Gärten umgeben. Haben sie nur ein Erdgeschoß, so ist der Hauptfront fast stets eine luftige gedeckte Veranda vorgebaut. Haben sie ein oberes Stockwerk, so trägt der Vorbau noch einen breiten mit Schattendach versehenen Balkon. Diese Bauart der Häuser verleiht der Stadt, in deren Gärten Palmen, Bananen, Bambus üppig gedeihen, einen fast tropischen Anstrich.

Ich suchte zunächst unsern deutschen Konsul, Honorable Johann Christian Heußler auf, an den ich von unserm auswärtigen Amt empfohlen war. Herr Heußler tat für mich, was in seinen Kräften stand, und vermittelte meine Bekanntschaft mit vielen Behörden und Personen, von denen mir wertvoller Rat und Beistand zu teil wurde. Zu besonderm Danke bin ich verpflichtet dem deutschen Arzte Herrn Dr. Eugen Hirschfeld, dem Parlamentsmitglied Herrn John Hamilton, den Herren Frank und Alek Ivory, frühern Squattern am Burnett, vor allem aber dem Under Colonial Secretary, Herrn William Edward Parry Okeden. Wesentlich durch die tatkräftige Unterstützung des letzteren gelang es mir alle Vorbereitungen rasch und prompt zu erledigen, die nötigen Spezialempfehlungen für meine ferneren Reisen in Queensland zu erhalten, Karten und amtliche Berichte aus den Ministerien zu erlangen und von jeder Steuer für den von mir zu verwendenden Alkohol befreit zu werden. Letzteres war eine ungemein wichtige Vergünstigung, die man mir übrigens erst zu teil werden ließ, als man sich ganz genau von dem rein wissenschaftlichen Charakter meiner Ziele überzeugt hatte. Herr Okeden machte mich auch mit seinem damals gerade in Brisbane weilenden Schwager, Herrn W. F. McCord von Coonambula am Burnett bekannt, dessen Beistand wesentlich zum Erfolge meiner Reise beigetragen, und dessen Gastlichkeit die Einsamkeit meines fast einjährigen Buschlebens wunderbar verschönt hat.

Nur mit inniger Dankbarkeit und Anerkennung kann ich der Art und Weise gedenken, wie man in Brisbane und überall in Queensland meinen wissenschaftlichen Bestrebungen entgegengekommen ist. Immer ist man bemüht gewesen, mir zu helfen und mich alles Sehenswerte sehen zu lassen, so das schön angelegte und gut gehaltene Hospital und das besonders durch seinen Reichtum an Queensländer


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Das Original des Werkes wurde freundlicherweise von der Universitätsbibliothek Köln zur Verfügung gestellt. Einscannen und bearbeiten durch Frank Al-Dabbagh, Oktober, 2003.
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© Kurt Stueber, 2003