Richard Semon: Im australischen Busch und an den Küsten des Korallenmeeres. (1903)

Volltext

[Vorige Seite][Index][Nächste Seite]

Genua, Port Said und Aden. .

Von Genua fuhren wir zwischen Corsica und Elba hindurch an den Ponza- und Liparischen Inseln vorbei auf Messina zu. Als wir nachts dicht an dem Vulkan Stromboli vorüberkamen, sahen wir zwei mächtige Lavastreifen gleich glühenden Schlangen sich von der Spitze des Kraters ins Meer hinabwinden.

Am nächsten Tage passierten wir Kreta und zwei Tage später, am 29. Juni, gingen wir vor Port Said vor Anker. Sobald unser Fuß das Land betrat, begann aus zwei mit schäbiger Eleganz ausgestatteten Lokalen Orchestermusik zu ertönen, fliegende Händler strömten herbei, ägyptische Knaben boten Nargilehs an, aufgeputzte Damen promenierten in unsre Nähe. Als wir nach einigen Stunden wieder an Bord gingen, schwand wie mit einem Zauberschlag das belebte Bild, schweigend und verlassen schien der Ort dazuliegen, bis zum Glück, gerade als wir die Anker lichteten, ein französischer Dampfer von Aden kommend anlangte, der ebenso geräuschvoll und großartig empfangen wurde wie wir.

Nach siebzehnstündiger Kanalfahrt waren wir in Suez und dampften nach kurzem Aufenthalt daselbst wieder ins Meer hinaus, vorbei an den schöngeformten, sonnendurchglühten Wüstenbergen der Sinaihalbinsel. Vom 30. Juni bis 5. Juli durchführen wir den tiefblauen Meeresabschnitt, den man das rote Meer nennt, und lernten, da wir den Wind mit uns hatten und uns im Monat Juli befanden, die berühmte Bratofenhitze dieses Binnenmeeres unverfälscht kennen. Das schlimmste war, daß die Temperatur während dreier Tage auch nachts nicht unter 32° C. fiel. Sowie wir Perim passierten und durch die Straße von Bab-el-Mandeb in den Golf von Aden eintraten, empfing uns eine Douche kühler Luft in Gestalt eines kräftigen Südwestwindes. Unser Aufenthalt in dem verbrannt und vertrocknet aussehenden Aden war zu kurz, um an Land zu gehen. Dafür füllte sich bald das Schiff mit arabischen Händlern, Juden, Somaliverkäufern, die auf unserm Deck eine Art Markt von Antilopenhörnern, Sägefischsägen, getrockneten Sonnen- und Igelfischen, Muscheln, Matten, Körben und Straußenfedern einrichteten und sich mehr durch hohe als feste Preise auszeichneten. Mein besonderes Interesse erregten einige prächtig gewachsene Somali mit edlen, fast kaukasischen Gesichtszügen, die außer der tiefschwarzen Farbe ihrer sammtartigen Haut nichts negerhaftes an sich hatten.

Ein starker Südwestmonsun blies uns beim Verlassen des Golfs von Aden aus dem indischen Ocean entgegen. Vier Tage lang hatte unser Schiff gegen den mit Sturmesgewalt wehenden Wind anzukämpfen, unten alle Luken dicht, auf Deck vor Wind, Regen und


Faxsimile (Scan) dieser Textseite.

Das Original des Werkes wurde freundlicherweise von der Universitätsbibliothek Köln zur Verfügung gestellt. Einscannen und bearbeiten durch Frank Al-Dabbagh, Oktober, 2003.
Dieses Buch ist Teil von www.biolib.de der virtuellen biologischen Fachbibliothek..
© Kurt Stueber, 2003