Richard Semon: Im australischen Busch und an den Küsten des Korallenmeeres. (1903)

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VIII Vorwort zur ersten Auflage.

die die Landschaft der australischen Buschwälder, der Koralleninseln der Torresstraße, der Tropenvegetation von Neu-Guinea, Java und Ambon hervorriefen, das Gesamtbild jener fernen Australländer und Inseln konnten ihre Wiedergabe nur in der zwangloseren Form einer Reisebeschreibung finden. So entstand dieses Buch, das, wie ich hoffe, zwar auch dem Naturforscher manches bieten wird, das aber für jeden bestimmt ist, der es liebt, den Forschungsreisenden zu fremden Ländern und Völkern zu begleiten und an seinen Mühen und Arbeiten ebenso teilzunehmen, wie an den unvergleichlichen Genüssen, die die Betrachtung von Natur und Menschenleben in jenen herrlichen Teilen der Erde jedem gewähren muß, der seine Augen öffnet und um sich schaut.

Durch das freundliche Entgegenkommen der Verlagsbuchhandlung wurde es mir ermöglicht, vieles von dem, was ich mit Worten beschrieb, auch durch das Bild zu veranschaulichen. Mit ganz wenigen Ausnahmen sind alle die mitgegebenen Abbildungen von Landschaften und Menschen Originale nach meinen eigenen Photo-graphien, die Tierbilder großenteils Zeichnungen von Herrn A. Giltsch nach Objekten aus den von mir heimgebrachten Sammlungen. Da mein aus Europa mitgenommener photographischer Apparat schon nach wenigen Monaten versagte, mußte ich mich mit einer alten Camera begnügen, die ich in einer kleinen Ansiedlung Queenslands dem dortigen Grobschmied, Uhrmacher und Photographen abkaufte. Dem Umstände, daß in jener abgelegenen Gegend ein photographischer Apparat irgend welcher Art zu erhalten war, verdanke ich die Möglichkeit, überhaupt Abbildungen zu bringen. Freilich stand meine dortige Erwerbung nicht auf der Höhe moderner Technik, und die Erzeugnisse des Instruments bedurften einer ausgiebigen Retouche von der Hand unseres kunstgeübten Jenenser Meisters, Adolf Giltsch.

Kein anderer Erdteil ist von deutschen Reisenden so stiefmütterlich behandelt worden, wie Australien. Deshalb wird meine Darstellung vielleicht auch für das große Publikum, das in dem letzten Jahrzehnt vorwiegend von Afrika zu hören bekommen hat, einiges Interesse besitzen. Meinen zahlreichen Freunden im fernen Osten aber wird hoffentlich dieses Buch als ein Gedenkzeichen des deutschen Forschers, den sie so edelmütig unterstützt haben, wert sein, und sie werden freundlich seinen Gruß und Dank entgegennehmen.

Jena, den 7. November 1895.

Richard Semon.


Faxsimile (Scan) dieser Textseite.

Das Original des Werkes wurde freundlicherweise von der Universitätsbibliothek Köln zur Verfügung gestellt. Einscannen und bearbeiten durch Frank Al-Dabbagh, Oktober, 2003.
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© Kurt Stueber, 2003