H. Schenk: Betraege zur Kenntnis der Vegetation der Canarischen Inseln

§ 7. Bäume der basalen Region.

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II. Die basale Region.

§ 9. Bäume der basalen Region.

Außer den endemischen monocotylen Bäumen der Dracaena und Phoenix sind auch noch 2 Baumarten des Mittelmeergebietes in der basalen Region der Canaren einheimisch, nämlich die "Sabina", Juniperus phoenicea L., der "Azebuche", Olea europaea L., und der "Almacigo", Pistacia atlantica DESF., deren beeren- oder steinfruchtartige Früchte durch Vögel nach den Inseln übertragen werden konnten.

Juniperus phoenicea L. ist die einzige Conifere der basalen Region, da die beiden anderen Nadelhölzer, Pinus canariensis CH. SM. und Juniperus Cedrus WEBB, der oberen montanen Region angehören. Die Purpurarien beherbergen keine dieser drei Coniferen. Da Sabina dürfte in der oberen basalen Region in früheren Zeiten wohl weiter verbreitet gewesen sein. Wegen ihres wertvollen Holzes ist sie aber von den Einwohnern an manchen Stellen fast ausgerottet worden. Auf Tenerife war sie früher an der Steilküste nördlich von Taganana häufig [ C. BOLLE, Zeitschr. f. allg. Erdk., Bd. XI, 1861, S. 90. ]. Sie findet sich auf der Südseite dieser Insel bei Guimar (Barranco Badajoz 4-500 m) [ J. BORNMÜLLER, Bot. Jahrb., Bd. XXXIII, 1904, S. 398. ], Bei Guia etc., auf der Insel Palma in mächtigen Exemplaren, die im Habitus an Libanoncedern erinnern, in der Caldera, auf Gomera im oberen Valle Hermosa, auf Hierro bei Sabinosa häufig zwischen 3-500 m [ Ibid. S. 398. ], auch auf Canaria in einzelnen Exemplaren. Wahrscheinlich dürfte die Sabina schon zur Tertiärzeit nach den Inseln gelangt sein; bereits im Eocän Südfrankreichs traten Juniperus-Arten aus der Sabina-Gruppe auf.

Olea europaea L., die wilde Olive, ist sowohl auf Tenerife, Canaria, Palma, als auch auf Madeira einheimisch und soll nach BOLLE [ C. BOLLE, Botan. Rückblick auf Lanzarote und Fuertamentura, S. 232. ] sogar auch auf Fuertaventura früher vorhanden gewesen sein. Nach BERTHELOT [ S. BERTHELOT, Géogr. bot. p. 74. ] dürfte die wilde Olive in früheren Zeiten ausgedehnte Wälder auf den Canaren gebildet haben. Olea war schon im Unteroligocän in Europa in einer dem Oelbaum nahestehenden Art vorhanden und könnte also schon zur Tertiärzeit nach den Inseln gelangt sein.

Pistacia atlantica DESF., ein mit P. Terebinthus L. verwandter Baum des nordafrikanischen Mittelmeergebietes, mit abfallenden gefiederten Blättern, kam auf den westlichen Canaren und auch auf Fuertaventura zerstreut vor. Er liefert ein Gummiharz, das früher viel gesammelt wurde, so daß der Baum z. B. auf Gomera [ C. BOLLE, Gomera, S. 256. ] ganz ausgerottet ist. Wie der Oelbaum scheint die Pistacia auch vorwiegend der oberen basalen Region unterhalb der Lorbeerregion angehört zu haben.


© 2002, Kurt Stüber, MPI für Züchtungsforschung.
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