H. Schenk: Betraege zur Kenntnis der Vegetation der Canarischen Inseln

§ 3. Klima der Canaren.

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I. Allgemeiner Teil.

§ 3. Klima der Canaren.

Die beträchtliche Höhe der westlichen Canarischen Inseln, besonders Tenerifes bedingt naturgemäß regionale Verschiedenheiten des Klimas; wir unterscheiden drei Höhenstufen, von denen die untere auf allen Canaren, die montane nur auf den westlichen und die alpine hauptsächlich auf Tenerife und nur in geringem Maße auf Palma und Gran Canaria zur Geltung gelangen. Nur aus der basalen Region liegen vollständige Jahrereihen meteorologischer Beobachtungen vor, auch von Laguna auf Tenerife, das bereits 570 m hoch liegt, leider aber nicht aus dem Lorbeerwald und dem Pinar der montanen Region und aus der Hochregion, deren Klima wir nur im allgemeinen skizzieren können.

I. Basale Region.

Temperatur: Der jährliche Gang der Temperatur an den Küstenorten und in den tieferen Lagen der westlichen Canaren idt, wie aus folgender Tabelle zu ersehen, ein sehr gleichmäßiger. Der ausgleichende Einfluß des umgebenden Oceans und besonders die Bespülung der Küsten durch den südlichen Arm des Golfstromes bedingt sowohl das verhältnismäßig hohe Jahresmittel, von 18-20° C, als auch die nur geringfügigen Abweichungen der Monats- von dem Jahresmittel. Das maritime Klima äußert sich ferner in der Verspätung der Extreme der Temperatur[ Vergl. J. HANN, Handbuch der Klimatologie, Bd. III, 1897, S. 61. ]; das Minimum ist auf den Februar, das Maximum auf Ende August verschoben, und die Sommerwärme erstrecht sich noch bis über den Oktober hinaus; der Winter ist gleichmäßig mild, der Sommer mäßig heiß. Auch die absoluten Temperaturextreme erreichen keine bedeutenden Werte.

Temperaturen-Tabelle.

Gran Canaria Las Palmas 9 m
27° 28' N. B.
Met. Zeitschr., 1896, S. 32 [Fußnote s. u.]
Tenerife, Orotava
Station La Paz 100m
28%deg; 25' N. Br.
Nach O. BURCHARD,
Med. Zeitschr., 1907, S. 73
Tenerife
Puerto de Orotava
28° 25' N. B.
Nach HONEGGER,
Met. Zeitschr. 1887, S. 8
Tenerife
Santa Cruz
Nach P. SMYTH,
Met. Zeitschr., 1887, S. 8
Tenerife
Laguna 570 m
28%deg; 12' N. B.
Nach HANN in
Met. Zeitschr. 1887, S. 178
Zeit der Beobachtung 1891 1905 1875-77 (2 Jahre) 2 1/2 Jahre 1876-1882
Temperatur Temperatur °C Temperatur, Mittel (7a, 2P, 9P) Temperatur, Mittel Temperatur, Mittel der tägl. Extreme Mittl. Monats-
Mittel d. tägl. Extreme Absolut. Max. Absolut. Min. Tagesmittel (7a, 2P, 9P) Tages- und Monatsextreme Max. Min.
Mittl. Max. Mittl. Min. Absolut. Max. Absolut. Min.
Dezember 18,7 26,0 12,6 16,4 19,9 13,5 22,3 11,4 18,5 19,0 14,1 22,4 5,0
Januar 15,7 23,0 9,6 15,9 19,4 13,1 24,2 11,0 16,8 17,8 13,3 20,6 4,9
Februar 16,4 23,2 10,4 14,6 17,8 12,4 22,6 10,5 17,0 17,6 13,1 22,7 4,3
März 18,5 26,8 11,6 16,3 19,2 13,6 31,2 12,1 18,2 19,2 13,9 24,1 5,4
April 19,1 31,2 13,2 17,2 20,2 14,7 22,2 12,9 19,2 19,6 15,3 27,7 3,9
Mai 19,4 28,2 13,6 18,0 20,4 15,7 22,4 13,5 20,9 22,1 16,8 30,6 7,9
Juni 21,1 26,0 15,6 20,2 23,1 17,3 28,6 13,8 22,5 23,3 18,2 31,1 9,8
Juli 23,4 28,6 19,4 20,8 23,1 18,0 24,8 15,8 24,1 25,1 20,8 37,9 12,7
August 23,4 29,2 19,4 21,7 24,0 18,4 25,6 17,2 25,1 25,9 22,4 38,4 12,8
September 22,8 30,0 17,0 21,3 23,8 18,4 25,6 16,0 24,5 25,2 21,0 33,4 12,1
Oktober 21,7 28,2 15,0 19,9 23,3 17,0 27,1 14,1 22,2 23,7 19,1 32,4 10,8
November 19,3 27,0 13,8 17,3 20,5 14,9 25,8 11,1 20,7 21,3 16,3 26,7 8,1
Jahr 20,0 31,2 9,6 18,3 21,2 15,6 31,2 10,5 20,81 21,65 17,0 (40,9) 3,4
[ Vergl. außerdem Met. Zeitschr., 1885, S. 334 (Angaben für 1882), 1889, S. 316 (Angaben für 1883), 1890, S. 70 (Angaben für 1884 und 1885), 1892, S. 317 (Angaben für 1887-1889), 1893, S. 393 (Angaben für 1890), 1896, S. 32 (Angaben für 1891 u. 1892). ]

Von den Purpurarien stehen keine Tabellen zur Verfügung, doch ist hier das Klima kontinentaler, die Sommerhitze extremer als auf Tenerife.

An der oberen Grenze der basalen Region, beispielsweise in Laguna bei 570 m, ist das Temperaturmittel in allen Monaten etwa 3° niedriger und die Unterschiede zwischen Maximum und Minimum bedeutender,der Gang der Temperatur aber immer noch ein gleichmäßiger.

Niederschläge: Als Mittel der jährlichen Regenmenge der Küstenorte der westlichen Canaren können wir 300-350 mm ansetzen. Gelegendlich giebt es aber auch recht trockene Jahre, so erhielt Las Palmas 1891 nur 173 mm, 1887 188 mm, Puerto Orotava 1878/79 137 mm, 1880/81 193,3 mm, während andererseits in einzelnen Jahren der Betrag von 500 mm erreicht wird. Die Regenminima sind von besonderer Bedeutung für die Vegetation, indem sie eine kräftige Auslese unter den Pflanzen vornehmen und den xerophilen Charakter der basalen Region reinhalten.

Tabelle der Niederschlagsmengen.

Gran Canaria
Las Palmas
Nach HANN, Hdb. d. Klimat. Bd. III, 1897, S. 62
Tenerife
Orotava
Nach O. BURCHARD, Met. Zeitschr. 1907, S. 73
Tenerife
Puerto de Orotava
Nach HONEGGER, Met. Zeitschr. 1887, S. 9
Tenerife
Santa Cruz
Nach HANN, Hdb. d. Klimat. Bd. III, 1897, S. 62
Tenerife
Laguna
ibid.
Zeit der Beobachtung 10 Jahre 1905 März bis Dezember
1906 Januar bis Februar
1874-1885 1886-1893 12 Jahre
Regenmenge
mm
Regenmenge
mm
Zahl der Regentage Zahl der Tautage Regenmenge
mm
Zahl der Regentage Regenmenge
mm
Zahl der Regentage Regenmenge
mm
Dezember 74 1,5 4 28 54 7,2 58 10,7 123
Januar 42 9,0 7 25 51 6,5 69 11,9 76
Februar 32 45,2 13 16 64 6,3 41 8,9 73
März 28 40,4 6 10 53 8,4 28 6,9 88
April 17 2,7 2 11 19 5,0 26 6,8 35
Mai 8 12,3 7 6 11 3,0 7 2,0 17
Juni 1 15,4 6 11 1 0,6 1 0,9 6
Juli 2 1,9 1 16 0 0,4 0 0,2 4
August 4 1,1 5 26 1 0,2 0 0,0 1
September 5 0,0 0 26 2 1,4 2 1,8 10
Oktober 37 57,0 10 26 35 5,7 38 7,0 51
November 100 140,6 14 26 44 7,1 37 9,0 70
Jahr 350 327,1 75 227 335 51,8 307 66,1 554

Im allgmeinen treten die Niederschläge reichlicher auf den Nordseiten der Inseln als auf den Südseiten, die im Windesschatten liegen, auf. Die Purpurarien besitzen ein trockeneres Klima als Tenerife und leiden in manchen Jahren unter Dürre.

Die geringe Regenmenge erklärt sich nach J. HANN [ J. HANN, Handb. der Klimatologie, Bd. III, 1897, S. 62. ] aus der Lage der Canaren im subtropischen Barometerminimum des Atlantischen Oceans und dem dadurch bedingten Vorwiegen der Nord- und Nordostwinde.

Die Hauptmasse des Regens fällt in die Wintermonate. Die Regenzeit setzt im Oktober ein und klingt im April aus. Die Sommermonate von Mai bis Oktober umfassen die Trockenzeit. In den oberen Teilen der basalen Region wird das Klima feuchter, die Niederschläge fallen reichlicher, beginnen früher und dauern länger, so in Laguna (570) mit 554 mm Regenmenge von September bis Mai.

Die Vegetationszeit fällt in der basalen Region in die winterliche Regenzeit; zu Beginn des Sommers dorren die Kräuter ab, um im Oktober wieder auszutreiben.

Luftfeuchtigkeit und Bewölkung: Nach BURCHARD's Beobachtungen [ O. BURCHARD, Met. Zeitschr. 1907, S. 70. ] ergab sich, daß der jährliche Gang sowohl der absoluten als auch der relativen Feuchtigkeit mit dem Gange der Luftwärme annähernd zusammenfällt, so daß das Maximum beider im August, das Minimum im Februar liegt. Die Sättigung der Luft mit Feuchtigkeit ist auf den Canaren in dem konstant trockenen Sommer weit größer als im Winter. Auch v. FRITSCH [ K. v. FRITSCH, PETERMANN's Mitteil., Bd. XII, S. 220. ] hebt hervor, daß die unteren Lagen der Atmosphäre auf den Canaren gewöhnlich mit Wasserdünsten geschwängert sind, die sich oft nahe dem Punkte der Kondensation befinden. Ohne Zweifel hat dieses klimatische Moment große Bedeutung für die basale Vegetation. Auch die große Zahl der Tautage (vergl. Tabelle der Niederschläge S. 246) muß einen günstigen Einfluß auf die Pflanzenwelt ausüben. Die Taubildung ist nach BURCHARD [ O. BURCHARD, Met. Zeitschr. 1907, S. 72. ] in den trockenen Sommermonaten, doch auch im Herbst und Winter eine überraschend konstante Erscheinung. Das Minimum der Bewölkung liegt im Winter, das Maximum im Frühjahr gegen Mai hin.

Orotava, Station La Paz 100 m
Nach O. BURCHARD, Met. Zeitschr. 1907, S. 73
Beobachtungsjahr 1905
Bewölkung
Mittel (7a, 2P, 9P)
Relative Luftfeuchtigkeit
Mittel (7a, 2P, 9P)
Dezember 4,2 68,8
Januar 5,4 70,5
Februar 3,6 62,8
März 6,9 74,1
April 7,3 74,3
Mai 8,1 74,3
Juni 6,1 77,4
Juli 5,8 79,4
August 5,4 85,4
September 5,9 79,8
Oktober 5,3 75,7
November 5,8 74,3
Jahr 5,8 74,7

Winde: Die Canaren stehen unter dem Einfluß des Nordostpassates ("brisa"), der im Sommer mit großer Regenmäßigkeit weht, im Winter zwar zuweilen unterbrochen wird, aber auf offener See herrscht [ Vergl. BIERMANN, Met. Zeitschr., 1887, S. 1. ]. Auf den gebirgigen Inseln findet ein Wechsel von Land- und Seewind statt. Der Seewind ("tiempo de abajo") am Tage verstärkt den Passat, der Bergwind ("tiempo de arriba") bei Nacht wirkt im entgegen. Heiße und heftige Süd- und Südostwinde ("levante") treten selten auf und halten meist nur kurze Zeit an, können aber der Vegetation großen Schaden zufügen und führen gelegentlich Heuschreckenschwärme aus Afrika herbei.

Obwohl die Nordost- und Ostwinde mit mäßiger oder geringer Stärke wehen, sind sie doch wegen ihrer Regelmäßigkeit von Einfluß auf die Gestaltung der Vegetation.

II. Montane Region

Der Nordostpassat kühlt sich beim Aufsteigen an den gebirgigen, westlichen Inseln ab, und seine Feuchtigkeit verdichtet sich zu einer mächtigen Wolkenschicht, deren untere Grenze meist zwischen 800-1200 m liegt und deren Dicke 300-500 m beträgt [ BIERMANN, Met. Zeitschr. 1887, S. 1 - K. v. FRITSCH, PETERMANN's Mitteil., Bd. XII, S. 218. ]. Im Sommer hält sich nach CHRIST [ H. CHRIST, Frühlingsfahrt, S. 104. ] die Wolkenschicht auf den Gräten der Cumbre zwischen 1200-2000 m, auf Tenerife und Palma läßt sich die Südseite fast frei; im Winter rückt sie bis 700 und 500 m gegen die Küste hinab. Ringförmige Wolkenbänke um die Höhen der Inseln sind ein fast nie fehlender Zug in der Landschaft der Canaren.

Die Bildung der Wolken setzt meist 1-2 Stunden nach Eintritt des Seewindes am Vormittag ein, und gegen Abend beginnt der Wolkengürtel sich wieder zu lösen. Seine oberen und unteren Grenzen erscheinen oft fast wagerecht, und aus ihm ragen die Gipfel von Tenerife, Gran Canaria und Palme hervor. Vor allem sind es die Nort- Nordostabhänge, welche einen konstanten Wolkengürtel tragen, während die Südseite und Westseite trocken bleiben oder die Nebel erst in größerer Höhe aufweisen.

In den unteren Teilen der montanen Region, in dem eigentlichen Wolkengürtel, herrscht an den feuchtesten Stellen, in Schluchten und Senken, der canarische Lorbeerwald. Leider fehlt es an genauen Daten über die Höhe der jährlichen Niederschläge in dieser Formation. Es muß in Rücksicht gezogen werden, daß die Kondensation der Nebelfeuchtigkeit durch die Vegetation selbst dem Boden recht viel Nässe zuführen kann. SCHIMPER rechnet den Lorbeerwald zu den temperierten Regenwäldern. Wir dürfen erwarten, daß spätere Beobachtungen im canarischen Lorbeerwald recht bedeutende jährliche Regenmengen ermitteln werden, die wohl mindestens den dreifachen Betrag der basalen Niederschläge erreichem mögen. Laguna bei 570 m hat bereits 554 m.

In der montanen Region liegen daher zahlreiche Quellen, die das Wasser für die künstliche Bewässerung der basalen Kulturen liefern.

Die Temperatur ist in den montanen Regionen einige Grade niedriger als in der basalen Zone; der Winter ist aber auch hier milde und frostfrei.

In der oberen montanen Region, die vom Pinar eingenommen wird, werden die Niederschlage wieder geringer und die Temperaturunterschiede zwischen Sommer und Winter größer. Dies ist die Uebergangsstufe in die trockene alpine Region. An den äußeren Abhängen des Ringgebirges des Teyde auf Nordseite Tenerifes steigen die Nebel und Wolken aufwärts bis über 2000 m. Der eigentliche Gürtel des Pinars liegt zwischen 1600-2000 m. Er steht noch unter dem Einfluß des Nordostpassates, der ihm Feuchtigkeit zuführt. Die winterliche Temperatur muß hier noch recht milde sein, da die canarische Kiefer bei uns in Mitteleuropa im Freien nicht mehr aushält.

III. Alpine Region.

Ueber der montanen Region erhebt sich auf Tenerife die alpine wolkenfreie Region aus den Cañadas bis zum Gipfel des Piks 3730 m. Hier herrscht ein scharfer Gegensatz zwischen Sommer und Winter; die Vegetationszeit beginnt im April und Mai, auf den kurzen dürren und heißen Sommer im kühlen Nächten folgt die raueh Jahreszeit. Die Cañadas und der Pik bedecken sich im Winter mit Schnee, die Vegetation erleidet also hier eine winterliche Ruheperiode. Die Schneefälle greifen auch, allerdings unregelmäßig und meit nur von kurzer Dauer, in die obere montane Region herab bis 1600 m.

Die winterlichen Schneefälle in der Hochregion sind nicht jedes Jahr gleich stark. Nach BIERMANN [ BIERMANN, Met. Zeitschr., 1887, S. 10. ] war der Winter 1868/69 schneearm; nur der Teyde selbst erhielt am 24. Dezemeber eine Schneekappe, die sich einigemale erneuerte, und Anfang April war kein Schnee mehr vorhanden. 1884 dagegen trug der Teye noch im Juni Schneefelder bis 3000 m herab; am 11. September kam scon der erste neue Schnee, und vom 12. Oktober an war der Teyde weiß bis in den April hinein.

Nach H. MEYER [ H. MEYER, Tenerife, S. 249. ] waren die Wintermonate 1893/94 für die Hochregion Tenerifes ungemein schneereich gewesen. Der Pik hatte Ende März noch einen dichten Schneemantel auf seinen Schultern, und bis herab zu 1900 m, auf dem ganzen oberen Grat der Cumbre bis zum Pedro Gil hin lagen noch zahlreiche Schneeflecken. Anfangs April hatten einige schwere Gewitterstürme den Pik von neuem und diesmal noch tiefer hinab mit Schnee überzuckert.

Der Nordostpassat beherrscht die untere und die montane Region. v. FRITSCH [ K. v. FRITSCH, PETERMANN's Mitteil., Bd. XII, S. 218. ] fand September 1862 seine obere Grenze meist bei 2000-2400 m; der Passat geht also hoch hinauf über die obere Grenze des gewöhnlichen Wolkengürtels und erreicht nur selten den Teydegipfel.

Uber dem Passatwind folgt in der Regle eine 300-600 m mächtige windstille Zwischenregion, über welcher der Antipassat [ HANN, Met. Zeitschr., 1906, S. 561. ] als ein trockener Südwest- oder Westwind herrscht.

In der Hochregion herrscht eine ungemein kräftige Insolation währen des Tages und starke Wärmestrahlung bei Nacht, so daß starke Temperaturschwankungen eintreten. Ueber die Intensität der Insolation in verschiedenen Höhen auf Tenerife hat KNUT ÅNGSTRÖM [ Ref. in Met. Zeitschr. 1901, S. 185. ] 1895/96 Untersuchungen angestellt, aus denen sich ergab, daß die Gesamtstrahlung während des Tages um nahe 30 Proz. vom Meeresniveau bis zur Höhe von 3700 m wächst, wobei die Vertikalkraft um ungefähr 22 Proz. zunimmt.

Die Luft ist in der Hochregion extrem trocken. v. FRITSCH [ K. v. FRITSCH, PETERMANN's Mitteil., Bd. XII, S. 221. ] sagt, daß die Trockenheit sich durch Aufspringen der Lippen bemerkbar mache; gefallene Ziegen verwesen nicht, sondern trocknen ein. Die Gesteine der Cañadas und des Teydekegels sind infolge der Trockenheit wenig zersetzt.

O. SIMONY [ O. SIMONY, Mitt. d. k. k. Geograph. Gesellsch. Wien, Bd. XXXIII, 1890, S. 166. ] stellte auf der Alta vista 3262 m am Teyde Beobachtungen an.

Es betrugen die Temperaturen vom 12. bis 21. August 1888:

um 7h
zwischen 8,8°
und 11,8°
um 2h
zwischen 12,6°
und 16,2°
um 9h
zwischen 8,7°
und 11,3°
Minimum
zwischen 4,9°
und 7,3°

Die relative Feuchtigkeit während dieser Zeit schwankte zwischen 9 und 71 Proz. und bewegte sich meist zwischen 10 und 30 Proz.

H. MEYER [ H. MEYER, Tenerife, S. 253 ff. ] beobachtete folgende Temperaturen:

1905 April 5. Cañadascircus 2056 m (Schneeflecken in größerer Zahl) 1145 Vm. +11°
Alta vista 3270 m 7 Nm. - 1/2°
7 Nm. - 2°
Nachtminimum - 4 1/2°
Bodentemperatur (1 cm tief) - 3 1/2°
April 6. Gipfel 3730 m 8 Vm. - 2 1/2°
Estancia de los Alemanes 3053 m 1030 Vm. + 6°

IV. Vergleich des Klimas der Canaren mit demjenigen der übrigen atlantischen Inselgruppen.

Azoren
Ponta Delgada auf S. Miguel
37° 45' N. Vr.
20 m
Madeira
Funchal
32° 38' N. Br.
25 m
Canaren
Puerto de Orotova
28%deg; 25' N. Br.
Capverden
Praia auf Santiago
14°% 54,4' N. Br.
34 m
J. HANN, Lehrb. d. Met., 1906 Met. Zeitschr. 1897, S. 158
1896
J. HANN, Lehrb. d. Met., 1906 Met. Zeitschr., 1887, S. 8,9 Zeitschr. d. Oesterr. Ges. f. Met. 1881, S. 297
Mittl. Temp. Regenmenge
mm
Mittl. Temp. Regenmenge
mm
Mittl. Temp. Regenmenge
mm
Mittl. Temp. Regenmenge
mm
Dezember 15,1° 51 16,3° 119 18,5° 54 24,0° 18
Januar 14,1° 94 15,5° 106 16,8° 51 22,2° 1
Februar 13,9° 151 15,2° 81 17,0° 64 22,2° 1
März 14,1° 12 15,5° 73 18,2° 53 22,7° 0
April 15,4° 3 16,4° 54 19,2° 19 23,3° 0
Mai 16,6° 101 17,8° 23 20,9° 11 24,0° 0
Juni 18,9° 92 19,5° 13 22,5° 1 24,8° 0
Juli 21,3° 20 21,4° 1 24,1° 0 25,5° 12
August 22,0° 7 22,3° 2 25,1° 1 26,5° 103
September 20,9° 14 21,9° 17 24,5° 2 26,6° 136
Oktober 18,9° 65 20,3° 60 22,2° 35 26,3° 49
November 16,9° 105 18,3° 134 20,7° 44 25,5° 3
Jahr 17,3° 715 18,4° 683 20,8° 335 24,5° 323
Azoren. 1) Jährliche Regenmenge zu Ponta Delgada (1864-1872) 855 mm. (Zeitschr. d. Oesterr. Ges. f. Met., 1876, S. 202)
1) Desgl. zu Angra do Hoeroismo auf Terceira (1864-1872) 1046 mm. (Zeitschr. d. Oesterr. Ges. f. Met., 1876, S. 203.)
Capverden. Jährliche Regenmenge zu Praia (8 1/2 Jahre) 262 mm. (HANN, Handb. d. Klimat. Bd. II, 1897, S. 98.)

Die Gegenüberstellung der Werte für die mittleren Temperaturen und die Regenmengen zeigt, daß die Temperaturen von den Azoren nach den Capverden zunehmen, während umgekehrt die jährlichen Niederschlagsmengen in der Küstenzone der Inseln abnehmen.

Bereits Madeira hat an seinen Küsten eine doppelt so große jährliche Regenmenge als Tenerife, und auf den Azoren steigt sie bis über 1000 mm. Dementsprechend steigt auch die Vegetation der immergrünen Holzgewächse auf Madeira viel tiefer hinab, und auf den Azoren ist eine basale Region wie auf Tenerife kaum ausgeprägt, während auf den Capverden die basale Region noch viel heißer und trochner ist als auf den Canaren. Die hohen Niederschlagsmengen auf den Azoren deuten darauf hin, daß in der Lorbeerregion der Canaren ebenfalls bedeutend viel mehr Regen fallen muß als an den Küsten dieser Inseln.


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