H. Schenk: Betraege zur Kenntnis der Vegetation der Canarischen Inseln

§ 2. Lage, Größe und Bodenbeschaffenheit der Canarischen Inseln.

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I. Allgemeiner Teil.

§ 2. Lage, Größe und Bodenbeschaffenheit der Canarischen Inseln.

Kartenwerke

LEOPOLD VON BUCH gab in seiner physikalischen Beschreibung der Canarischen Inseln 1825 auf Tafel VII, VIII, IX Karten von Tenerife, Palma und Lanzarote. Im Atlas von WEBB und BERTHELOT finden wir ausführliche Karten der Inseln in größerem Maßstabe und mit Einbeziehung der Vegetationsformationen. C. BOLLE verdanken wir eine Uebersichtskarte des Archipels auf Tafel I der Zeitschrift für allgemeine Erdkunde, Bd. X, 1861. Diese älteren Darstellungen zeigen aber manche Ungenauigkeiten im Umriß und in der Zeichnung der Gebirge. Die beste Landkarte von Tenerife wurde von K. VON FRITSCH, G. HARTUNG und W. REISS veröffentlicht in ihrem Werke: Tenerife, geologisch-topographisch dargestellt, Winterthur 1867. Sie diente auch als Basis für die von H. MEYER in seinem Buche über Tenerife 1896 entworfene und auf S. 239 reprodizerte Karte. Vorzügliche Karten der Inseln Canaria, Gomera und Hierro gab K. VON FRITSCH in seinen Reisebildern von den Canarischen Inseln (PTERMANN's Mitteilungen, Ergänzungsheft No. 22, 1867), während Palme von K. SAPPER (PETERMANN's Mitteilungen, 1896, S. 145) in guter Darstellung vorliegt. Außerdem sind die englischen Admiralitätskarten zu nennen.

Die Canarischen Inseln liegen zwischen 27° 30' und 29° 30' N. Br. und zwischen 13° 17' und 18° 10' W. L. von Gr. Sie nähern sich mit der Ostküste der Inseln Fuerteventura dem afrikanischen Kontinent bei Cap Juby bis auf 90 km.

Die Inselgruppe besitzt ein Landareal von 7273 qkm; sie bildet die Provinz Canarias des Königreichs Spanien; die Volkszählung am 31. Dezember 1900 ergab die Zahl von 358564 Einwohnern.

Man kann die Inselgruppe als eine Fortsetzung des marokkanischen Atlasgebirges, in dessen gerade Verlängerung ihre Hauptrichtung ONO. nach WSW. hineinfällt, betrachten [ H. MEYER, Tenerife, S. 20. ]. In der That besteht das Grundgebirge der Canaren, das auf Palma, Gomera, Gran Canaria, Fuerteventura hervortritt, dagegen auf Tenerife durch Auswürflinge nachgewiesen werden konnte, und auf welchem vulkanische Ausbrüche die jetzigen Gebirgskegel und Kämme aufgeschüttet haben, aus denselben Diabasgesteinen, die auch im Atlas sich vorfinden. Dieses alte Diabasgebirge ragte in Form von Inseln aus dem Meere empor, hat aber, wie K. v. FRITSCH [ K. v. FRITSCH, Ueber die ostatlantische Inselgruppe, S. 80. ] und auch H. MEYER hervorheben, sicherlich keinen geschlossenen Landkörper in jüngerer geologischer Zeit gebildet. Die Annahme einer "Atlantis" erscheint schon durch die großen Meerestiefen zwischen den Inseln hinfällig. An verschiedenen Stellen der Canaren finden sich ferner tertiäre (miocäne) Schichten mit Versteinerungen über der jetzigen Strandlinie und beweisen somit, daß sich in der Tertiärzeit die Inseln durch Hebung noch etwas vergrößert haben. Gleiches gilt auch von der Madeiragruppe. Madeira und Porto Santo waren von der Miocänzeit an sicher getrennte Inseln, und ebenso sind auch die Azoren und Capverden stets insular vereinsamt gewesen.

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Karte der Canarischen Inseln. Maßstab 1:2500000. Aus H. KIEPERTS's Neuem Handatlas Karte No. 18. Berlin. Verlag von Dietrich Reimer, 1891. [ SCHIMPER ]

Die ältesten vulkanischen Laven des Canarischen Archipels gehören der Eocänzeit an; im Miocän, Plicän und in nachtertiärer Zeit aber fanden die stärksten Ausbrüche statt, die auch den Pico de Teyde, den hächsten Berg sämtlicher Macaronesischen Archipele, zu gewaltigen Höhe von 3730 m aufgethürmt haben.

Die Vulkane der Canaren stehen auf einer Transversalspalte, welche sich an die den Atlantischen Ocean von Nord nach Süd durchziehende Vulkaninselreihe von Jan Mayen bis zur Bouvet-Insel ansetzt und wohl der Faltung des Atlasgebirges ihre Entstehung verdanken dürfte [ H. MEYER, Tenerife, S. 19. ].

Wie BOLLE [ C. BOLLE, Zeitschrift f. allg. Erdk., Bd. X, 1861, S. 6; Journal für Ornithologie, 1858, S. 262; Bot. Jahrb., Bd. XVI, 1892, S. 224. ] nach dem Vorgange BROUSSONET's [ BERTHELOT, Géogr. bot. p. 8. ] treffend hervorhebt, gliedern sich die Canaren in zwei Gruppen, eine östliche kleinere, die die Inseln Fuerteventura und Lanzarote nebst den kleinen Inselnchen Isleta de Lobos, Graciosa, Montaña Clara und Alegranze umfaßt, une eine westliche größere, die aus Gran Canaria, Tenerife, Gomera, Palma und Hierro besteht. Für erstere schlägt BOLLE die Bezeichnung die Purpurarien vor, für letztere die der Hesperiden oder Fortunaten im engeren Sinne, Bezeichnungen, die schon von PLINIUS angewandt worden waren.

Während die Purpurarien, die nur niedrige Hügel tragen ein fast baumloses dürres Steppenland vorstellen, das in den Depressionen und auf den von Dünensand bedeckten Strecken den lybischen Charakter der benachbarten Sahara zur Schau trägt, erheben sich die Fortunaten zu bedeutender Höhe; ihre im Winter schneebedeckten Berge kondensieren die Feuchtigkeit des Nordostpassats zu Wolken und tragen dementsprechend über ihrer trockenen basalen, afrikanischen Region in dem Wolkengürtel Wälder. Auch auf den Capverden wiederholt sich dieser Gegensatz von Ost und West, und in der Madeiragruppe ist Porto Santo trockener als die Hauptinsel. Die Fortunaten ragen aus größeren Meerestiefen hervor als oceanische Inseln, aber auch die Purpurarien, die nach SAPPER [ SAPPER, Geogr. Zeitschrift. 1906, S. 418. ] fast noch als kontinentale Inseln betrachtet werden können, haben seit der Tertiärzeit sicher als Inseln existiert.

Die höchsten Erhebungen betragen:

Tenerife, Pico de Teyde. Nach MEYER. 3730 m
Palma, Roque de los Muchachos. Nach SIMONY. 2420 m
Gran Canaria, Pico del Pozo de las Nievas. Nach ARLETT. 1951 m
Hierro, Alto del Malpaso. Nach V. FRITSCH. 1415 m
Gomera, Alto de Garajonay. Nach V. FRITSCH. 1380 m
Fuerteventura, Pico de Frayle. Nach V. FRITSCH. 855 m
Lanzarote, Peñas del Chache. Nach SIMONY. 670 m
Alegranza, Montaña de la Caldera. Nach SIMONY. 285 m
Graciosa, Montaña del Mojon. 190 m
Lobos, Montaña de Lobos. 122 m
Madeira, Pico Ruivo. 1846 m
Azoren, Pico. 2320 m
Capverden, Fogo. 2975 m

Tenerife

[ C. BOLLE, Teneriffa, in Zeitschr. f. allg. Erdk., Bd. XI, 1861, S. 73. - K. V. FRITSCH, Reisebilder, S. 3-9. - HANS MEYER, Tenerife. ] (Hierzu Karte von Dr. HANS MEYER S. 239.)

Die Hauptinsel des Archipels, Tenerife, mit 2026 qkm Flächeninhalt hat die Gestalt eines fast gleichschenkeligen Dreiecks, dessen Spitze nach NO. gerichtet ist, dessen Basis etwa halb so lang ist als die beiden Seiten. Im breitern südwestlichen Teile erhebt sich das gewaltige Massiv des Teyde, ein Gebirgsdom, bei ca 2000 m gekrönt von dem Ringgebirge Montañas de las Cañadas, aus dessen Boden der Pik emprosteigt und von dem ein hoher langgestreckter Gebirgskamm, La Cumbre, in der Mittellinie des Dreiecks nach NO. ausläuft. Die Cumbre bildet naturgemäß eine wichtige Klimascheide. An ihrem Nordostende kaum 800 m hoch und 1 1/2 km breit, wird sie nach Südwesten hin höher und schmäler und erreicht in der Felsgruppe Los Cuchillos 1647 m, im Vulkankegel Pedro Gil 1839 m, in der Montaña Yzaña 2305 m Höhe; sie verläuft dann in die ca 2100 m hohe Majaebene, die an den östlichen Ringwall des Teydecircus angrenzt. Von dieser Cumbre durch die Einsattelung von Laguna (550 m), einer kleinen welligen Hochebene, getrennt, steigt in der Nordostspitze der Insel das Anagagebirge als ein stark erodierter und tief durchfurchter, ca. 900-1000 m hoher Gebirgskamm mit bizarren Felsformen auf. Seine höchsten Punkte sind Cruz de Afur 1038 m, Hermita de Santa Maria 1025 m und Cruz de Taganana 935 m. An der Südwestecke der Insel lagern sich an das Teyde-Massiv die Berge von Adeje und von San Lorenzo an, erstere als verwitterte und zernagte Kämme von ca. 1000 m Höhe und 2 1/2 km Breite inselartig aus dem langen Abhang des Teydesockels hervorragend, letztere in der Montaña de Jama (720 m) gipfelnd und zum größten Teil von den jüngeren Laven des Teyde eingehüllt. An der Nordwestecke von Tenerife erhebt sich der von Wind und Wetter start zersetzte ca. 1000 m höhe Felskamm des Teno-Gebirges.

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Karte der Insel Tenerife von HANS MEYER [SCHIMPER]

Diese drei an den Ecken stehenden kleinen Gebirge von Teno, Adeje-Lorenzo, Anaga bestehen aus basaltischen Gesteinen und sind die ältesten, wahrscheinlich anfangs als Inseln voneinander getrennt gewesenen Teile Tenerifes, während scih die in geringerem Grade erodierte Cumbre und das an sie anschließende vorwiegend trachytische und phonolithische Ringgebirge des Teyde später gebildet haben. Als jüngste trachytische Bildung der Insel hat sich der kegelförmige Teyde-Pik aus dem vom Ringgebirge umgebenen gewaltigen Felsencircus bis zu seiner stolzen Höhe von 3730 m aufgebaut. [ Orographie der Hochregion siehe Kap. V. § 1. ]

Die Grundlage der Insel, aus Diabasen und anderen alten Gesteinen bestehend, wurde überall von den vulkanischen Laven und Tuffen bedeckt; sie läßt sich nur in Fragmenten und Auswürflingen in den Tuffen nachweisen.

Von dem Ringgebirge, der Cumbre, dem Anagakamm und den kleineren Gebirgskämmen ziehen sich zahlreiche, radienartig oder parallel angeordnete, enge und oft sehr tiefe Schluchten oder Barrancos zur Küste hinüber, die dem Bodenrelief der westlichen Canaren ein höchst eigenartiges Gepräge verleihen und an ihren steilen Lavafels- oder Tuffwänden mannigfaltige Pflanzenstandorte darbieten. So kommt es, daß uns an felsigen Standorte gebundene und angepaßte Gewächse auf den Canaren in großer Zahl begegnen.

An der Nordwestseite der Canaren liegen die fruchtbaren Abhänge von Orotava. Zwei gewaltige, aus aufgeschütteten Laven bestehende Felsrücken, die Ladera de Santa Ursala im Nordosten, die Ladera de Tigaiga im Südwesten, begrenzen als radial verlaufende Wälle oder Strebepfeiler hier einen breiten Teil der Berglehne, das sogenannte Valle de Taoro oder die Mulde von Orotava, dem auf der Südseite das ähnliche, aber kleinere Valle de Guimar entspricht, das im Süden durch die Ladera de Guimar, im Norden durch die Ladera de Candelaria eingefaßt wird.

Bei Icod de los Vinos, an der nordwestlichen Seite des Teyde, ist eine kleinere Mulde vorhanden, ebenfalls begrenzt durch hohe hinablaufende Bergrücken. Da das Ringgebirge hier eine Unterbrechung zeigt, so fällt der Pik von seinem Gipfel an dieser Seite ganz gleichmäßig zur Basis ab und kann von der Küste aus bis zum Gipfel übersehen werden.

An den Westhängen des Teyde, zwischen Guia und Santiago sind die Hänge auf weite Strecken von neueren Lavaströmen bedeckt und tragen daher vielfach fast wüstenartigen Charakter. Ueberhaupt ist der südliche Abhang, die sogenannten Bandas del Sur, von der Ladera de Guimar bis Teno der heißeste und trockenste Teil der großen Insel.

Die Ortschaften liegen zum größten Teil in der fruchtbaren Höhenlage von 250-700 m:

Icod de los Vinos245 mMatanza400 mAdeje285 m
Orotava330 mLaguna550 mArona670 m
Victoria380 mGuimar350 mTejina574 m
Santa Ursula275 mGuia558 m

Die höchstliegende Ortschaft ist Chasna oder Vilaflor 1476 m.

Gran Canaria.

[ K. V. FRITSCH, Reisebilder, S. 21. ]

Die Insel Gran Canaria hat ungefähr kreisförmigen Umriß, 55 km Länge, 47 km Breite, 1667 qkm Flächeninhalt; sie ist etwa 4mal so groß wie Gomera, mit der sie in vielen Beziehungen Aehnlichkeiten aufweist. Sie erhebt sich als ein domförmiges Gebirgsmassiv, das ein welliges Hochplateau trägt. Dieses ist auf Canaria aber weit mehr als auf Gomera durch tief einschneidende, radiale Täler, die zum Teil an ihren Anfängen zu Kesseln erweitert sind, zerrissen. Als größte dieser Kessel schneiden das tiefe und weite Tal von Tejeda vom Westen her, und die sogenannte Caldera de Tirajana von Süden her bis fast zur Mitte in des über 1000 m hohe Hochland ein; beide sind von zahlreichen Bergschluchten durchzogen.

Die höchsten Punkte sind Pico del Pozo de la Nieve (1951 m nach ARLETT, 1910 m nach V. FRITSCH), Roque del Nublo (1862 m), Roque del Saucillo (1850 m).

Gran Canaria ist auf einem basalen Grünstein- und Thonschiefer-Gebirge, das aus dem Meere emporragte, durch vulkanische Aufschüttung entstanden, und seit der Tertiärzeit noch durch Hebung des Landes vergrößert worden.

Im nordöstlichen Teile liegt der wohlerhaltene, sehr regelmäßige Krater Caldera de Bandama (Boden 224 m, Rand 432 m) in der Nähe des Pico de Bandama (560 m). Vulkanische Ausbrüche sind aber nicht mehr zu historischer Zeit erfolgt.

An der Nordostspitze, nördlich von der Hauptstadt Las Palmas, erhebt sich eine kleine vorgelagerte Felsgruppe, La Isleta, aus dem Meere, die mit der Hauptinsel durch einen niedrigen, sandigen Isthmus verbunden ist.

Gran Canaria hat ein trockeneres Klima als Gomera; die größere Höhe der Insel und die größere Länge der Thäler aber bedingen eine ausgiebige Bewässerung des Kulturlandes, das auf Kosten der früheren Waldbedeckung der montanen Region weit größere Strecken bedeckt als auf den übrigen Inseln.

La Palma.

[ K. V. FRITSCH, Reisebilder, S. 9., CHRIST, Frühlingsfahrt, S. 74. - W. V. KNEBEL, Studien zur Oberflächengestaltung der Inseln Palma und Ferro, Globus, Bd. XC, 1906, S. 312. - K. SAPPER, PETERMANN's Mitteil., S. 145, mit Karte. ]

La Palma hat keilförmigen Umriß, eine Länge von 46,5 km, eine Breite von 27,5 km, eine Flächeninhalt von 715 qkm. Im nördlichen breiteren Teile erhebt sich das Land von der Küste rasch ansteigend zu einem Gebirgsdom mit ringförmigem, über 2000 m hohem Bergeskranze, der nach innen sehr steil auf ca. 500 m abfallend, ein riesiges 5 x 7 1/2 km breites, kraterförmiges Kesselthal, die berühmte Caldera de Taburiente, umrahmt, während seine äußeren Abhänge von zahlreichen, tiefen, radialen Barrancos durchfurcht sind. Der unebene, von zahlreichen Quellen und Bächen bewässerte und malerisch bewaldete Boden der Caldera öffnet sich nach SW. in einem tiefen Einschnitt, Barranco de las Angustias, zum Meere. In dem ringförmigen Gebirgskamm liegen die höchsten Felsgipfel der Insel, der Roque de los Muchachos (2420 m), der Pico de la Cruz (2305 m), der Pico de los Cedros (2170 m) [ Höhenangaben nach SIMONY. ].

Von diesem Ringgebirge zweigt sich ein dei Mittellinie der nach Spden sich keilförmig zuspitzenden Hälfte der Insel durchziehendes, hohes Gebirge ab, das zwar in dem Paßübergang der Cumbre nueve zwischen der Hauptstadt Santa Cruz und El Paso sich auf 1415 m erniedrigt, dann aber wieder höher wird, im Pico del Vergojo 1885 m erreicht und in der Montaña Pelada mit 2065 m seinen höchsten Punkt besitzt. Die Abhänge dieses Gebirges nach Ostküste sind von zahlreichen, tiefen, parallelen Barrancos durchfurcht, nach der Weistseite dagegen von ausgedehnten, neueren, basaltischen Lavaströmen bedeckt, die vielfach noch ganz kahl sind und zum Teil aus dem 16. Jahrhundert datieren.

In der Südspitze der Inseln liegt der Kratervulkan von 1678/78, die Montaña de Fuego (700 m) bei Fuencaliente. Das hier gelegene Lavafeld bietet nach V. FRITSCH "ein Bild fürchterlichster Verwüstung".

Die Caldera de Taburiente greift in das alte Grünstein-Diabas-Gebirge der Insel ein, auf das die vulkansichen Gebirge aufgeschüttet wurden. Seit 1678 haben keine vulkanischen Ausbrüche mehr aus Palma stattgefunden.

Gomera.

[ C. BOLLE, Gomera, Zeitschr. f. allgem. Erdk., Bd. XII, 1862, S. 227. - K. V. FRITSCH, Reisebilder, S. 16. ]

Gomera hat bei fast kreisrundem Umriß eine Länge von 25 1/4 km, eine Breite von 20 3/4 km und einen Flächeninhalt von 374 qkm. BOLLE vergleicht die Form der Insel treffend mit einem niedrig abgebrochenen Säulenschaft, der von einer sanft gewölbten, unregelmäßigen Kuppe bedeckt wird. Diese Kuppe erreicht in dem viergipfeligen Rücken des Alto de Garajonay ihren höchsten Punkt mit 1380 m. Nur einige Felsen ragen aus dem übe 1000 m hohen welligen Plateau, dessen tiefgründiger Boden mit häufig durch Wolken benetztem Lorbeerwald bedeckt ist, hervor, so der glockenförmige Roque de Agando (ca. 1250 m) und die Fortaleza de Chipude (1245 m).

Gegen das Meer fällt das Plateau steil ab, im NW. über 600 m, im SO. wenig über 100 m hoch. Die Gehänge des Gebirgsdomes sind von zahlreichen tiefen Barrancos radienartig durchfurcht, von denen einige im oberen Teil kesselförmig in des Plateau eingreifen.

Die Hauptmasse der Insel ist durch vulkanische Aufschüttung von Basalten, Phonolithen, Andesiten auf das basale Grünsteingebirge, das an der Nordostseite noch bis 700 m aufragt, gebildet. Die meisten vulkanischen Gesteine sind bereits stark verwittert, frische Laven und deutliche Krater selten; die vulkanische Thätigkeit ist also viel früher als auf den übrigen Canaren erloschen und ein Ausbruch zu historischer Zeit nicht mehr erfolgt.

Hierro. [ Ferro]

[ K. V. FRITSCH, Reisebilder, S. 18. - W. v. KNEBEL, Globus, Bd. XC, 1906, S. 329. - J. BORNMÜLLER, Botan. Jahrb. d. XXXIII, 1904, Beiblatt 72, S. 7. ]

Die Insel Hierro hat bei ungefähr dreieckigem Umriß eine Länge von 29 1/4 km, eine Breite von 20 3/4 km, einen Flächeninhalt von 275 qkm. Sie wird gebildet von einem steil aus dem Meere aufsteigenden, halbmondförmigen, durchschnittlich 1000 m hohen, trockenen und vegetationsarmen Plateau, dessen, nach NW. gerichteter Rand zu einem Bergkranz sich erhöht und dann, etwa 800 m tief sehr steil abfallend, amphitheatralisch eine Mulde umrahmt, in die der weite Meerbusen El Golfo und ein diesen begrenzender, flachhügeliger Küstensaum eingreift. So gleicht die Insel einem zur Hälfte abgesprengten Riesenkrater von ca 14 km Durchmesser. Die höchsten Punkte liegen in dem erwähnten Bergeskranz, Alto del Malpaso 1415 m, Montaña de Tenerife 1336 m, La Mareta 1395 m, Risco de Jinama 1320 m.

Das Gebirge besteht aus baseltischem Gestein, das Plateau ist zum Teil mit Rapilli bedeckt. Zahlreiche, frisch erscheinende Ausbruchkegel und Lavaströme auf dem Plateau deuten an, daß die vulkanische Thätigkeit viel später als auf Gomera erloschen ist, jedoch sind seit der Zeit der Entdeckung der Insel keine Ausbrüche mehr erfolgt.

Fuerteventura.

[ G. v. HARTUNG, Die geologischen Verhältnisse der Inseln Lanzarote und Fuertaventura. Neue Schweizer Denkschriften, Bd. XV, 1857. (Mit Karte.) - K. v. FRITSCH, Reisebilder, S. 28., - C. BOLLE, Botanische Rückblicke auf Lanzarote und Fuertaventura. Bot. Jahrb., Bd. XXXVI, 1892. ]

Fuerteventura ist eine ca. 30 km breite, 99 km lange, in Richtung SW.-NO. gestreckte Insel von 1717 qkm Flächeninhalt. Ihr schmälerer, südlichster Teil, die Halbinsel Jandia (oder Handia), stellt ein baseltisches, stark verstörtes Gebirge dar, dessen Hauptkamm im Pico del Frayle 855 m, in den Orejas des Asno 842 m erreicht, nach Nordwesten steil abfällt, am Südostabhang von zahlreichen tiefen Thälern durchfurcht wird und sich in einen dünenbedeckten Strand fortsetzt. Ein mit Dünensand bedeckter Basaltrücken verbindet die Halbinsel mit der Hauptinsel, die von einem aus Syenit, Diorit, Gabbro und Diabasen, sowie kleineren Partien von Thonschiefer und Kalksteinen bestehenden Mittelgebirge mit gerundeten Bergkuppen bis Oliva durchzogen wird. In der Gran Montaña erhebt sich diese Gebirge bis etwa 765 m. Altvulkanische Basalte durchsetzen es, und längs der Ostseite zieht sich eine basaltische Küstenkette nach Norden.

Neuere Ausbrüche vulkanischer Gesteine finden sich bei Pajara im Westen, Ausbruchkegel bei Gayria und Tiguitar auf der Ostseite. In historischer Zeit aber erfolgte keine Ausbruch mehr. Der nordöstliche Teil der Insel wird von einer sanft gewölbten Fläche eingenommen, auf welcher streckenweise Dünensand liegt und sich Rapillikegel aus jüngeren Lavenströmen erheben.

Lanzarote.

[ K. v. FRITSCH, Reisebilder, S. 33. - C. BOLLE, Bot. Rückblicke auf Lanzarote und Fuerteventura. Bot. Jahrb., Bd. XXXVI, 1892., - K. SAPPER, PETERMANN's Mitteil., 1906, S. 173, mit Karte. - G. HARTUNG, Die geol. Verhältnisse der Inseln Lanzarote u. Fuertaventura. Neue Schweizer Denkschriften. Bd. XV, 1857. ]

Diese schmale, 58 1/2 km lange und 21 1/4 km breite, 806 qkm Fläche umfassende Insel setzt die Richtung von Fuerteventura nach Nordosten fort; sie besteht aus zwei altvulkanischen, stark zerstörten Gebirgsteilen, von denen die Montañas de Famara im Norden den höchsten Punkt Penas del Chache mit 670 m erreichen. Verbunden sind diese Gebirge durch einen breiten Bergrücken späterer Bildung, auf dem sich parallele Reihen von jüngsten Ausbruchkegeln erheben. Unter diese zahlreichen Kratern des mittleren Teiles der Insel ist die Montaña blanca mit 579 der höchste. Gewaltige Eruptionen erfolgten im den Jahren 1730 bis 1736 und überschütteten einen größeren Teil der Insel mit Laven und Schlacken oder Lapilli. Es entstanden die Ausbruchkegel der Montañas de Fuego (525 m), die noch heute Fumarolentätigkeit aufweisen und deren Kraterwände im Innern noch glühend heiß sind. Auch 1824 fanden, in geringerem Grade, Ausbrüche statt. Die neueren vulkanischen Laven sind noch kahl, kaum von Flechten bewachsen. Das alte Tonschiefer- und Grünstein-Gebirge ist auf Lanzarote vollständig zugeschüttet. Die niedrigen Berge und ausgedehnten, fast ebenen Flächen der Inseln sind mit mächtigen Anhäufungen von durch den Nordostpassat herbeigetriebenem Kalkdünensand bedeckt, der zu festem Kalkstein zusammensintert und dann als Brennkalk nutzbar wird.

Isleta de Lobos.

In der Bocayna-Straße zwischen Fuerteventura und Lanzarote, 4,6 qkm groß, besteht aus einem 122 m hohen halbzerstörten Kraterkegel mit welligem Lavafeld.

Graciosa

Durch die Meerenge El Rio von Lanzarote getrennt, 28,6 qkm groß, von Dünen bedeckt, mit 4 kegelförmigen Vulkanen; Montaña del Mojon 190 m hoch.

Montaña Clara.

2,6 qkm groß, Gipfel 238 m hoch, mit steil abstürzender Klippenwand im Norden.

Alegranza.

9,1 qkm groß; vulkanische Berge Montaña de la Caldera 285 m und Montaña de Lobos 205 m, aus letzteren Vulkan ein ausgedehntes Lavafeld nach Norden hervorgekommen.


© 2002, Kurt Stüber, MPI für Züchtungsforschung.
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