"Ernst Haeckel - Sandalion"

10. Kapitel

Weitere Fälschungen




"Haeckel ist der g r ö ß t e   S c h w i n d l e r , den die Sonne je beschienen!" (Kirchlicher Anzeiger der katholischen Josefsgemeinde. Dortmund, April 1909.)

"Professor Haeckel, der als F ä l s c h e r  schon so und so oft g e b r a n d m a r k t  worden ist, wird von keinem großen Gelehrten mehr ernst genommen!" (Ingolstädter Zeitung Nr. 61. - Vom 16. März 1909.)

"Unter den Apoteln des Unglaubens gibt es kaum jemand, der so oft der U n w i s s e n h e i t  udn F ä l s c h u n g  überführt worden ist, als der A f f e n - P r o f e s s o r   H a e c k e l ." (Offenburger Zeitung Nr. 153. Vom 10. Juli 1906.)

"Nun ist auch der l e t z t e  Pionier auf dem Gebiete der wissenschaftlichen V e r a f f u n g   d e s   M e n s c h e n , nämlich Professor Haeckel, m o r a l i s c h   z u   d e n   T o t e n  gelegt. Denn seine Bilderfälschung wischt der Mann nicht mehr ab." (Bayrisches Vaterland, am 21. Januar 1909.)

"Wie heißt der Haupterfinder und g e i s t i g e   V a t e r   d e s   M o n i s m u s ?  H a e c k e l !  Was ist Haeckel? ein e r b ä r m l i c h e r   F ä l s c h e r   u n d   B e t r ü g e r , der, um sein System beweisen zu können, Einschiebsel macht." (Die Ostschweiz, St. Gallen, Nr. 173, am 30 Juli 1910.)

"Professor Haeckel, der geistige Vater des Monistenbundes, der vor 15 Jahren noch eine K o l o s s a l s t a t u e  in der Gelehrtenwelt bildete und anfänglich geradezu verhimmelt wurde, ist jüngst als Fälscher entlarvt und m o r a l i s c h   d u r c h   u n d   d u r c h   g e r i c h t e t ." (Recklinghauser Zeitung, Nr. 47, vom 28. Februar 1910.)

"Ernste Männer der Wissenschaft, vor allen s ä m t l i c h e   N a t u r f o r c h e r   v o n   R u f , haben sich gegen Haeckel gewendet. Die Wissenschaft hat ihn längst gerichtet und abgetan." (- " D i e   W a h r h e i t " ! Nr. 59. Troppau -)

"Man beruft sich auf den berühmten Herrn Professor Haeckel in Jena, den u n s t e r b l i c h   b l a m i e r t e n  Taschenspieler mit Embryonenbildern". (Westfälisches Volksblatt, Paderborn Nr. 260, vom 9. Februar 1909.)

Der Embryonen-Prozeß. Angesichts der schmachvollen Fälschungs-Anklagen der Jesuiten, der groben Beschimpfungen und Verleumdungen, mit denen mich die klerikale und reaktionäre Presse besonders in den letzten Jahren hartnäckig verfolgt, bin ich von Freunden und Anhängern der monistischen Weltanschauung oft gebeten worden, meine Feinde vor Gericht zu ziehen und mir öffentliche Genugtuung zu erwirden. Aus mehreren Gründen habe ich das stets unterlassen und werde es auch fernerhin nicht tun. Ein unparteiischer und kompetenter Gerichtshof für einen solchen " K a m p f   u m   d i e   W e l t a n s c h a u u n g "  - denn das ist in Wahrheit der Kampf um die Embryonen-Bilder! - ist überhaupt nicht zu finden. öber einen so verworrenen und schwierig zu beurteilenden Fall, wie die angebliche " E m b r y o n e n - F ä l s c h u n g "  können nur biologisch gebildete Sachverständige urteilen, und selbst diese können ganz verschiedener Meinung sein. Das hat sich deutlich gezeigt bei dem Rundschreiben, welches die beiden Direktoren des Keplerbundes, D e n n e r t  und T e u d t , im Januar 1909 an mehr als hundert deutsche Zoologen, Anatomen und Embryologen richteten, um womöglich ein einstimmiges Verdammungsurteil über mich zu erzielen. Sie erhielten darauf nur 15 Antworten, von denen 13 "höflich und sachlich lauteten". Dagegen hatte diese Provokation den unerwünschten Erfolg, daß in der vielgesprochenen Leipziger Deklaration 46 der angesehensten Biologen ihr Urteil zu meinen Gunsten abgaben und "den von Brass und dem Keplerbund gegen Haeckel geführten Kampf aufs schärfste verurteilten." (Vgl. H. S. "Dokumente" S. 50.) Ihre Zahl stieg auf rund f ü n f z i g , da nachträglich noch die Professoren F .   M a u r e r  (Jena), R .   S e m o n  (München), R .   v o n   L e n d e n f e l d  (Prag) und R u d o l f   H o e r n e s  (Graz) sich in gleichem Sinne erklärten. (Vgl. S. 51, Nr. 22.)

Nun konnten freilich die Keplerbund-Direktoren - sehr enttäuscht über diesen unerwarteten Ansfall des von ihnen arrangierten "Ostrazismus" - zu ihrem Troste darauf hinweisen, daß mehrere andere Biologen (darunter einige angesehene Schüler von mir) sich der Abstimmung enthalten oder selbst ungünstig geäußert hätten. Indessen bestätigt diese Tatsache nur die Richtigkeit der Vermutung, die ich in meiner Erklärung vom 24. Dezember 1908 ausgesprchen hatte: "Wer unsere deutschen Embryologen kennt, mit ihren weit auseinander gehenden Zielen und Methoden, ihren widersprechenden allgemeinen Ansichten und Vorurteilen, der wird von vornherein von ihnen kein übereinstimmendes Urteil in dieser hochpeinlichen Gerichtsverhandlung erwarten können." (Vgl. H e i n r i c h   S c h m i d t , Dokumente S. 16.)

Wen die einseitige und parteiische Darstellung dieses wunderlichen "Embryonen-Prozesses" vom evangelischen Jesuitenstandpunkt aus interessiert, der lese die Broschüre des sehr frommen (- aber sehr u n w i s s e n s c h a f t l i c h e n !  -) Direktors W .   T e u d t , eines früheren Missionsgeistlichen: "Im Interesse der Wissenschaft" (Godesberg 1909). Die Gehässigkeit und Heuchelei dieser "Gotteskinder", verbunden mit unglaublichem Mangel an biologischen Kenntnissen und logischem Denkvermögen, tritt hier in kläglichster Weise zutage. (Vgl. unten im Anhang Nr. 27.)





Kapitel 9..........................................................................................Kapitel 11



zurück zum Inhaltsverzeichnis




Diese Seite ist Teil von Kurt Stübers online library
erstellt von Christoph Sommer am 13.12.1999