Ernst Haeckel: Briefe an die Eltern

32. Brief

Rehme, 18. 8. 1853.

Meine lieben Ziegenrücker!

. . . Um 7 1/2 Uhr abends traf ich hier ein und wurde von Mutter und Herrn Corthen am Bahnhof empfangen. Mama finde ich sehr wohl und munter und wir leben hier in einem sehr ländlichen Hause sehr nett und still und häuslich zusammen, was mir außerordentlich wohl tut. Überhaupt ist das hiesige Bad noch sehr natürlich, "unzivilisiert", wie Ihr es nennt, zwar gar nicht hübsch, auch bezüglich der Gegend ziemlich trist, aber sehr zum gemütlichen Stilleben geschaffen. Dies genießen wir denn auch von ganzem Herzen und lebe sowohl mit der lieben Mama als für mich sehr nett. Der ganze Vormittag ist meinem teuersten anorganischen Schatze, meinem unvergleichlichen Mikroskop gewidmet, wie es in Würzburg höchstens bei Virchow ein zweites gibt. Mit welcher überirdischen Seligkeit ich darin schwelge, könnt Ihr Euch gar nicht entfernt denken . . .

Nochmals die herzlichsten Grüße von Eurem

Ernst.




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Erstellt von Christoph Sommer am 01.07.1999