zurück zum Inhaltsverzeichnis
Den ersten Gruß von meinem herrlichen Felseneiland, mein bester Herzensschatz, auf welchem ich Dich so sehr vermisse, daß ich jeden Augenblick meine, mein inniges, herzliches Sehnen müßte mir mein besseres Ich in Gestalt meiner kleinen Götting herzaubern, um all das Herrliche und Große, was die reiche Natur hier bietet, mit ihr zu teilen und dadurch den eigenen Genuß zu verdoppeln. Es ist hier in der Tat alles dazu eingerichtet, um einem nur sich selbst leben wollenden Pärchen ein kleines Paradies herzuzaubern, und ich hatte kaum erwartet, daß nach Ischias außerordentlichen Eindrücken Capris Reize noch so mächtig wirken würden. Freilich ist der reiche, prächtige Floraschmuck, der mich vor grade 3 Monaten hier so entzückte, der unwiderstehlichen Glut der nun schon seit 2 Monaten alles verbrennenden und ausdörrenden, wahrhaft afrikanischen Sonne erlegen, und die reizenden Bergmatten, die malerischen Küstengelände, die damals mit dem frischesten Grün und den buntesten Blumen geschückt waren, sind jetzt nur noch mit den gelben, dürren Leichen der erstorbenen Florakinder bedeckt - aber die mächtige, großartige Modellierung der kolossalen Felsmassen, das überwältigend Erhabene ihrer starren, stillen Größe tritt nur um so imponierender hervor und zugleich verleiht die gelbrötlich braune Bodendecke ihnen einen so südlich warmen Farbenton, daß der harmonische Charakter der südlichen Insel dadurch nur um so auffallender sich geltend macht. So war ich denn immer aufs neue wieder überrascht, als ich in diesen Tagen die alten bekannten Punkte, die ich damals nur im Fluge kennenlernte, wieder aufsuchte und sie mit neuer, wenn auch verschiedener Schönheit geschmückt fand. Dazu bin ich vom herrlichsten, wenn auch gar zu heißen Sommerwetter begünstigt, und die leiben Leute in dem überaus trefflichen Hotel Pagano tun alles, um mir den Aufenthalt so angenehm als möglich zu machen . . .