Berg- und Seefahrten (1923)

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V.

Der Adams-Pik auf Ceylon

(1883)

Unter den hervorragenden Berghöhen, welche seit grauem Altertum besondere Gegenstände der Bewunderung und Verehrung für die Menschen gewesen sind, nimmt der weltberühmte Adams-Pik auf Ceylon eine der ersten Stellen ein. Denn seit mehr als zwei Jahrtausenden verherrlicht ihn die Sage bei den größten Kulturnationen Asiens als Schauplatz der ältesten und wunderbarsten Ereignisse. Wie schon der Name sagt, ist seine Geschichte mit dem Schicksale des Mannes verknüpft, der nach dem Mythus der mosaischen Schöpfungsgeschichte als erster Mensch erschaffen und gemeinsamer Stammvater der ganzen Menschheit wurde. Aber nicht allein der Adam der mosaischen Legende, der von hier sowohl in das Christentum als in den Islam als erster Mensch herübergenommen wurde, spielt auf dem sagenumwobenen Adams-Pik eine hervorragende Rolle; sondern auch Buddha, der Gründer der weitverbreiteten Weltreligion, und Siva, sein mächtiger brahmanischer Rivale. Wie Ceylon selbst lange Zeit als das eigentliche Paradies galt, und wie es hinsichtlich seiner wunderbaren Naturpracht wirklich den Namen eines irdischen Paradieses verdient, so ist auch die Geschichte von Adam und Eva, den ersten Paradiesbewohnern, mit derjenigen seiner merkwürdigsten Bergspitze verwebt; und wie die mannigfaltigsten Schling- und Kletterpflanzen in unübertroffener Schönheit und Fülle die gewaltigen Baumriesen von Ceylon mit phantastischem Schmuck umranken, so hat die erfindungsreiche religiöse Dichtung die kegelförmige Spitze des Adams-Pik oder des Samanala mit einem Kranze von wunderbaren Legenden umsponnen.

In erster Linie verdankt der Adams-Pik diese hervorragende Rolle offenbar seiner ausgezeichneten Lage und Gestalt. Spitz wie ein schlanker Zuckerhut erhebt sich sein Felsenkegel an der südwestlichen Ecke des zentralen Gebirgslandes, hoch alle benachbarten Berggipfel überragend. Allerdings ist er nicht der höchste von allen. Denn der Pedura-Talla-Galla, im Zentrum des Hochlands bei Nurellia gelegen, übertrifft ihn um volle 1000 Fuß und erreicht 8200 englische Fuß Meereshöhe. Aber der Pedura bildet gleich den allermeisten Bergen von Ceylon eine rundlich


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Das Original des Werkes wurde freundlicherweise von Herrn Dr. Kurt Stüber zur Verfügung gestellt. Einscannen und bearbeiten durch Frank Al-Dabbagh, Juni, 2003. Eingabe des Textes durch Kurt Stüber, Oktober, 2003.
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