"Ernst und Agnes Haeckel - Ein Briefwechsel"

5. Brief

Jena, 5. Juli 1867.




Schönsten Dank, liebstes, bestes Herz, für die herrlichen Kirschen! Ich werde sie mir für Dich mit schmecken lassen! Hoffentlich hast Du Dich in der Nacht ein wenig von dem vielen Schrecken und Ärger erholt, den Dir der böse Professor - gestern noch Prorekter in spe!! - gestern Abend eingeflößt hat. Ich würde an Deiner Stelle den garstigen Mann fortschicken. Alle Leute in und außer Jena bemitleiden die arme kleine Agnes! Der Himmel scheint auch nicht zu gestatten, daß wir heute meinen göttlichen Faust lesen, was mir in der Tat sehr leid tut! So werde ich aber doch nicht vor 7 Uhr zur Frau Geheimen Hofrätin Huschke kommen können, um ihr und ihrer jüngsten "Jeheimrast-Jöre" meinen untertänigsten Glückwunsch zur Geburtstagsfeier ihres älteren (und besseren) Schwiegersohns zu bringen. Um die kleine faule Agnes indessen nachmittags zu beschäftigen, schicke ich ihr "Reiseskizzen aus Sizilien" von einem gewissen obskuren Professor Haeckel mit. Er selbst soll ein sehr wilder, böser Mann sein; seine Reiseskizzen dagegen besser als er selbst. So leb den wohl, liebstes Strickchen! Auf Wiedersehen zwischen 7 und 8 Uhr! Dein untertänigster Diener Ernesto carissimo.





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erstellt von Christoph Sommer am 6.10.1999