"Ernst und Agnes Haeckel - Ein Briefwechsel"

246. Brief

Schloß Altenburg, 24. Oktober 1908.




Liebste Agnes! Meine herzlichsten Geburtstags- Glückwünsche schicke ich Dir diesmal praenumerando aus dem Herzoglichen Schlosse in Altenburg, wo ich wahrhaft fürstlich untergebracht bin. Mündlich bringe ich Dir meine besten Glückwünsche am 26. selbst, wo ich 2 Uhr mittags wieder in Jena eintreffe. Hoffentlich bringt das neue Lebensjahr - Dein 66. - Dir und mir gute Gesundheit und mehr Lebensfreude als das höchst unruhige laufende Jahr!

Meine 3stündige Fahrt von Jena nach Altenburg verlief im gutdurchgeheizten Coupé angenehm . . . Am Bahnhof erwartete mich der herzogliche Kammerdiener mit Equipage. Im Schloß bekam ich 2 schöne, gut geheizte Zimmer zur Verfügung, mit prächtiger Aussicht auf Park und Stadt. Um 8 Uhr stattete mir der liebenswürdige Herzog Ernst einen freundlichen Besuch ab. Von 9-11 war Herzogliche Tafel im engsten Familienkreise, 4 Herren und 4 Damen: Der Herzog und sein Adjutant, Dr. Koepert (der Direktor des neuen Museums) und ich, 2 Schwestern des Herzogs (Großfürstin Konstantin und Fürstin von Lippe-Schaumburg) und 2 Hofdamen. Die Unterhaltung war sehr lebhaft, da sich viele Berührungspunkte mit den Fürstinnen ergaben (Nansen, Miclucho, Moskau, Ceylon). Von 11-12 plauderte ich noch zusammen mit dem Herzog und Dr. Koepert. Die Nacht schlief ich vortrefflich (ausnahmsweise 7 Stunden - sehr müde!) in einem himmlischen Bett. Heute um 11 1/2 findet die feierliche Einweihung des neuen Museums (Mauritianum) statt, um 1 Uhr Festtafel. Morgen bin ich mit Paul Rottenburg in Berlin (Hotel Adlon) zusammen. Ich will dort auch einige Erkundigungen betreffs des Phyletischen Museums einziehen . . .





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erstellt von Christoph Sommer am 6.10.1999