"Ernst und Agnes Haeckel - Ein Briefwechsel"

244. Brief

Luzern, 16. September 1908.




Liebste Agnes! Montag (14. September) fuhr ich nachmittag von Wildungen nach Frankfurt, hatte noch 3 hübsche Stunden im Zool. Garten . . . und abends das besondere Glück, in dem großartigen Schumann-Theater die Glanz-Vorstellung des berühmten "Consul Peter" zu sehen. Dieser geniale "Schimpanse" lebt als höchst gesitteter Gesellschaftsmensch (Gigerl), ißt und trinkt höchst manierlich, raucht selbstangezündete Zigarren, radelt, zieht sich dann sittsam aus und legt sich zu Bett! Großartig! Dienstag vormittag war ich im Senckenberg-Museum und besprach . . . die wichtigsten Fragen des Phyletischen Museums und meiner Nachfolge etc. Nachmittag fuhr ich in einem ausgezeichneten Schnellzug (III. Klasse) in 8 Stunden bis Luzern und wohne wieder (bequem) in meinem alten Gotthard-Hotel am Bahnhof. Mittwoch vormittag wanderte ich in dem schönen Luzern umher und besichtigte 2 Museen (Naturhistor. und Bilder-Ausstellung). Mittags 2 Uhr kam Freund Rottenburg aus Freiburg an. Wir frühstückten (glänzend!) im Hotel National und machten nachmittag eine hübsche Exkursion nach Sonnenberg und Gütsch (teilweise Drahtseilbahn). Ich werde noch 3 Tage mit dem liebenswürdigen Rottenburg zusammensein, der Sonntag über den Gotthard nach Mailand reist (dann über Paris nach Glasgow). Morgen wollen wir zusammen den Vierwaldstätter See genießen, Freitag und Samstag im Hotel Axenstein bei Brunnen sein. Falls etwas Eiliges zu melden sein sollte, kannst Du dorthin telegraphieren. Sonst schreibe mirr, bitte, nach Zürich, p. r.! Ich werde dort wohl einige Tage sein, vielleicht auch einige Tage am Bodensee . . .

Die 4 Wochen in Wildungen sind mir gut bekommen, besonders die idyllische Ruhe. Doch hatte ich viel Arbeit mit den Korrekturen, die nun glücklich zu Ende sind . . .





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erstellt von Christoph Sommer am 6.10.1999