"Ernst und Agnes Haeckel - Ein Briefwechsel"

232. Brief

Bayreuth, 4. August 1904.




Liebste Frau! Die erste Hälfte meiner "großartigen" 8tägigen Ferien-Reise ist gut verlaufen. Montag fuhr ich bei kolossaler Hitze in 6 Stunden . . . nach Wunsiedel. Nachmittag wanderte ich über Alexandersbad nach der Luisenburg: Berühmte Waldpartie mit großartigen Granit-Felsen-Partien. von 5-7 heftiges Gewitter mit wolkenbruchartigen Regengüssen. Ich steckte 2 Sstunden in der glücklich erreichten Holzhütte eines Waldarbeiters. In schöner Abendfrische zurück. Dienstag von Wunsiedel per Bahn nach Bayreuth in 5 Stunden. Besuch bei Miß Isadora Duncan (sehr merkwürdig!!). Nachmittag im Park Eremitage 3 Stunden gewandert. Abend Tanz-Vorstellung mit Musik in kleiner Gesellschaft. Mittwoch Exkursion von 6 früh bis 10 abends über Berneck, Gefrees, Zell nach der Quelle der Saale, meines lieben "Schicksals-Flusses" - sehr hübsche Partie, 2 Aquarelle. Nachmittag den "großen Waldstein" bestiegen. Schöner Abend. Donnerstag, 4. August, will ich der Stadt und dem Park von Bayreuth widmen und abend vielleicht in das Wagner-Theater gehen (Tannhäuser). Morgen geht es auf 3 Tage in die Fränkische Schweiz . . . Besuch der großen Knochenhöhlen. Montag gedenke ich über . . . Saalfeld zurückzufahren und abend in Jena zu sein . . . Dann kommt die große Korrektur-Arbeit!

Die Ausspannung tut mir nach der langen Semester- Arbeit sehr gut . . . Gestern bin ich tüchtig gelaufen. Inzwischen wirst Du, treue Gattin und ausgezeichnete Hausfrau, viel zu tun gehabt haben! Hoffentlich geht alles gut. Ich freue mich sehr, die Ferien still und gemütlich mit Dir zu verleben! . . .





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erstellt von Christoph Sommer am 6.10.1999