"Ernst und Agnes Haeckel - Ein Briefwechsel"

213. Brief

Ventnor, 18. August 1898.




Mein geliebtes Röschen! Endlich finde ich hier den ersten Brief von Dir vor, nach dem ich mich sehr gesehnt hatte . . . Die Ausspannung von Deiner pflichtgetreuen Hausarbeit wird Dir recht gut tun! Und daß Du mit unserer Lisi und ihrer allerliebsten Else einmal längere Zeit zusammen bist, wird Dir auch viel Freude machen. Ich wäre lieber still mit Euch in den kühlen Fichtenwäldern Thüringens als hier im steifen England. Ich empfinde diesmal den greulichen persönlichen Zwang der englischen Gesellschaft, das steife Zeremoniell und die Gentlemen-Ziererei viel unangenehmer als früher. Es ist sicher das letzte Mal, daß ich Großbritannien betrete. Merkwürdigkeiten etc. machen keinen Eindruck mehr; ich bin wirklich alt und blasiert geworden! Wenn mich nicht das wissenschaftliche Pflichtgefühl nach Cambridge führte, wäre ich viel lieder daheim geblieben. Die "berühmte Isle of Wight" ist sehr mäßig! Ähnlich der Insel Rügen, aber weniger anmutig. Übermorgen kehre ich nach London zurück und nachmittag treffe ich in Cambridge ein . . .





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erstellt von Christoph Sommer am 6.10.1999