"Ernst und Agnes Haeckel - Ein Briefwechsel"

196. Brief

Berlin, 27. Mai 1896.




Liebstes Röschen! Hoffentlich hast Du das herrliche Pfingstwetter der drei Festtage recht genossen und Dich durch Gartengenuß und Spazierfahrt recht erholt. Ich befinde mich hier ganz im Ausstellungstrubel und bin von morgens 9 Uhr bis abends 11 Uhr auf den Beinen! - Die Berliner Ausstellung ist wirklich großartig und in ihrer Art einzig. Sie verhält sich zu den anderen großen Ausstellungen wie ein einziger zoologischer Garten zu einer großen Menagerie. In dem großen Parke von Treptow (mit reizenden Seen und Baumgruppen) sind die zahlreichen interessanten Ausstellungen so verteilt, daß man immer Abwechslung und das Sehen und Bewundern nicht "bald satt hat". Du mußt ihn im Laufe des Sommers jedenfalls auch sehen. Auch Walter wird an beiden Ausstellungen viel Interesse finden. In der riesigen Jubiläums-Kunstausstellung sind neben vielem Schund auch sehr interessante Bilder, besonders Spanier und Italiener. Walter wird am besten Ende der Woche nach Leipzig gehen und gleich von dort auf 8 Tage hierher. Soviel braucht man, um einigermaßen die Masse zu übersehen. Da Freitag eine große internationale Hunde-Ausstellung und Sonntag Museum, werde ich erst Sonntag früh . . . nach Leipzig fahren und abends (mit dem letzten Zuge) zurück nach Jena. An W. und Emma herzliche Grüße von ihrem alten Papa - der täglich 10 Stunden laufen und stehen muß -, die besten aber Dir selbst . . .





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erstellt von Christoph Sommer am 6.10.1999