"Ernst und Agnes Haeckel - Ein Briefwechsel"

184. Brief

Edinburgh, 25. August 1892.




Meine liebste Agnes! Heute morgen 6 Uhr bin ich wohlbehalten hier angekommen und war um 8 bei Murray, der ich sehr liebenswürdig empfing. Unser Dampfer "Weimar" - ein gutes neues Schiff - hat von Hamburg bis Edinburgh 60 Stunden gebraucht, statt 40, obgleich die Nordsee ruhig und glatt war und der wind ganz mäßig. Aber am Dienstag abend fiel in der Nordsee plötzlich ein so dicker Nebel, daß das Schiff nur ganz langsam weiterfahren konnte, aus Furcht, mit einem anderen zusammenzustoßen. Wir konnten kein Auge zutun. Einmal hörten wir ganz nahe das Nebelhorn von 2 anderen Dampfern - ganz nahe! -, ohne daß wir die Laternen sehen konnten! Es war eine schauderhafte Nacht, an die ich denken werde. Überhaupt ist es sicher das letzte Mal, daß ich auf der gefürchteten Nordsee fahre. Die Unbequemlichkeiten der langen Dampferfahrt sind mir altem Herrn jetzt sehr lästig. Als "Silbergreis" soll man hübsch zu Hause bleiben! - Morgen gehe ich mit Murray an die Westküste, wo wir 8 Tage Plankton fischen wollen. Dann denke ich einige Tage in Glasgow bei Rottenburg zu bleiben. Hierauf über London direkt zurück. Mitte September in Jena . . .

P. S. Eben liest Murray in der Zeitung, daß in Hamburg die Cholera ausgebrochen ist. Das wird eine schöne Geschichte werden!!





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erstellt von Christoph Sommer am 6.10.1999