Alfred Wegener: Die Entstehung der Kontinente und Ozeane (1929)

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202 10. Ergänzende Bemerkungen über die Sialsphäre.

einem überall wirksamen „Gewölbedruck" bewußt gebrochen und Zugkräfte zur Erklärung herangezogen zu haben, so braucht man doch nicht viel Worte zu verlieren, um zu zeigen, daß sie unseren heutigen Erfahrungen nicht gerecht wird. Namentlich spricht die Tiefenkarte, so unvollkommen sie infolge mangelnder Lotungen hier

noch ist, entschieden da-

für, daß zwischen Gir-

lande und Hauptscholle der Zusammenhang unterbrochen ist.

Wenn die Bewegung der Kontinentalscholle nicht wie in Ostasien senkrecht zu ihrem Rande geschieht, sondern parallel zum Rande, so können die Randketten durch Blattverschiebung abgestreift werden, ohne daß ein Simafenster zwischen ihnen und der Hauptscholle auftritt. Im Grunde genommen handelt es sich hier um die gleichen Erscheinungen, wie sie für das Innere der Kontinentalscholle an der Hand unserer Abb. 49 (S. 192) erläutert waren, nur sinngemäß

übertragen auf den Kontinentalrand: Bewegt sich die Scholle gegen das Sima, so tritt Randfaltung auf, und zwar entweder Überschiebungen oder Staffelfalten, je nach der Richtung der Bewegung. Bewegt sie sich vom Tiefseeboden fort, so spalten sich die Randketten ab. Ist aber die Bewegung eine scherende, so haben wir Blattverschiebung: die Randkette gleitet. Auch in diesem Falle haftet die Randkette an dem erstarrten Tiefseebodeh. In unserer Tiefenkarte der Drakestraße Abb. 26 auf S. 97 kann man diesen Prozeß am Nordende von Grahamland besonders schön sehen.

Kalifornien und die Erdbebenverwerfung von San Franzisko.


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Das Original des Werkes wurde freundlicherweise von der Universitätsbibliothek Köln zur Verfügung gestellt. Einscannen, Bearbeitung und OCR durch Kurt Stüber, Oktober 2003.
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© Kurt Stueber, 2003