Alfred Wegener: Die Entstehung der Kontinente und Ozeane (1929)

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10. Ergänzende Bemerkungen über die Sialsphäre.

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Abb. 50.

jenigen Teil desselben, der die feste Scholle darstellen soll, durch Gewichte beschweren und den anderen Teil gegen ihn verschieben.

Schon aus diesen allgemeinen Betrachtungen geht hervor, daß Staffelfalten häufiger vorkommen müssen als normale Faltungen, denn erstere stellen den allgemeinen, letztere den speziellen Fall dar. Die Anordnung der Faltenzüge in der Natur scheint dem zu entsprechen. Ich möchte dies hervorheben, weil auf geologischer Seite vielfach das Bestreben erkennbar ist, nur solche Faltenzüge als eigentlich zusammengehörig anzuerkennen, die sich unmittelbar ineinander fortsetzen, was nach dem Gesagten nicht der Fall zu sein braucht.

Wie schon Abb. 49 zeigt, sind Faltung und Spaltung nur zwei verschiedene Wirkungen derselben Ursache, nämlich der Verschiebung der Schollenteile relativ zueinander, und sie gehen über die Staffelfalten und die Blattverschiebung kontinuierlich ineinander über. Es ist deshalb berechtigt, hier auch gleich den Spaltungsvorgang ins Auge zu fassen.

Das schönste Beispiel solcher Spaltungen bilden die ostafrikanischen Gräben. Sie gehören einem großen Bruchsystem an, welches sich nach Norden noch durch das Rote Meer, den Golf von Akaba und das Jordantal bis an den Rand der taurischen Faltungen verfolgen läßt (Abb. 50). Nach neueren Untersuchungen setzen sich diese Brüche auch nach Süden

noch bis zum Kaplande fort, doch sind sie am schönsten in Ostafrika ausgebildet. Neumayr-Uhlig [183] beschreibt sie etwa wie folgt:

Von der Sambesimündung aus zieht sich ein solcher 50 bis 80 km breiter Graben nach Norden, den Shirefluß und Njassasee enthaltend,

Die ostafrikanischen Gräben, nach Supan.


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Das Original des Werkes wurde freundlicherweise von der Universitätsbibliothek Köln zur Verfügung gestellt. Einscannen, Bearbeitung und OCR durch Kurt Stüber, Oktober 2003.
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© Kurt Stueber, 2003