Alfred Wegener: Die Entstehung der Kontinente und Ozeane (1929)

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130 7. Paläoklimatische Argumente.

von Kesselstein). Damit hängt offenbar auch die in den Tropen allgemein viel größere Kalkausscheidung der Organismen zusammen, vor allem der Korallen und Kalkalgen, aber auch der Muscheln und Schnecken. Im Polarklima scheint die Ablagerung von massiven Kalkschichten überhaupt unmöglich zu sein, ebenso wie der Kalk auch bei den eigentlichen Tiefseesedimenten wegen der niedrigen Temperatur des Tiefenwassers verschwindet.

Zu diesen anorganischen Klimazeugnissen kommen nun noch diejenigen der Pflanzen- und Tierwelt, bei denen allerdings größere Vorsicht nötig ist, weil die Organismen über große Anpassungsfähigkeit verfügen. Aus einem Einzelfund läßt sich deshalb nur selten ein Schluß ziehen, dagegen erhält man stets brauchbare Ergebnisse, wenn man die gesamte geographische Verbreitung der Pflanzen- bzw. Tierwelt einer bestimmten Periode ins Auge faßt. Durch Vergleichung gleichzeitiger Floren aus verschiedenen Erdteilen kann man meist mit großer Sicherheit entscheiden, welche von beiden die wärmere und welche die kühlere war, wenn auch der Absolutwert der Temperatur sich nur in den jüngeren geologischen Formationen, wo die Pflanzen schon den heutigen ähnlich sind, abschätzen läßt, während er bei den älteren Floren meist unbestimmt bleibt. Fehlen von Jahresringen in Holzgewächsen deutet auf tropisches, starkes Hervortreten derselben auf gemäßigtes Klima hin, trotz der Ausnahmen, die von dieser Regel gar nicht selten vorkommen. Wo hochstämmige Bäume wuchsen, dürfen wir auch wohl für die Vorzeit eine Temperatur des wärmsten Monats von mehr als 10° C voraussetzen.

Auch die Tierwelt liefert zahlreiche Klimakriterien. Reptilien, die keine Eigenwärme produzieren, verfallen in winterkalten Klimaten der Winterstarre, die sie wehrlos macht. Sie können daher in solchen Klimaten nur leben, wenn sie, wie unsere Eidechsen und Ringelnattern, klein genug sind, um sich leicht verbergen zu können. Fehlt, wie im Polargebiet, auch noch die Sommerwärme, so können auch ihre Eier nicht mehr von der Sonne ausgebrütet werden, so daß sie hier überhaupt keine erträglichen Lebensbedingungen finden. Wo also dieser Stamm in besonders großen Vertretern reich entwickelt ist, kann man auf tropisches oder wenigstens subtropisches Klima schließen. Allgemein liefern Pflanzenfresser ein Kriterium über die Vegetation und damit über die Regenmenge; Schnellläufer, wie Pferde, Antilopen, Laufvögel, zeugen von Steppenklima, da ihr Körperbau auf Beherrschung großer Räume ein-


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Das Original des Werkes wurde freundlicherweise von der Universitätsbibliothek Köln zur Verfügung gestellt. Einscannen, Bearbeitung und OCR durch Kurt Stüber, Oktober 2003.
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© Kurt Stueber, 2003