Alfred Wegener: Die Entstehung der Kontinente und Ozeane (1929)

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7. Paläoklimatische Argumente.

Siebentes Kapitel. Paläoklimatische Argumente.

Seit der letzten Auflage dieses Buches ist das Problem der Klimate der geologischen Vorzeit von W. Koppen und mir [151] einer systematischen Untersuchung unterzogen worden, eine Arbeit, die an Umfang der vorliegenden kaum nachstand. Obwohl es sich hierbei im wesentlichen um die Sammlung geologischen und paläontologischen Materials handelte, wobei der Klimatologe und Geophysiker natürlich Schwierigkeiten und Irrtümern ausgesetzt ist, die der Fachmann vermeiden kann, hielten wir uns für einen solchen Versuch für berechtigt, denn die Paläoklimatologie kann nur als Vereinigung dieser Wissenschaften gedeihen, und aus ihrer bisherigen Literatur geht nur allzu deutlich hervor, daß die von ihr bisher verwendeten meteorologischen und klimatologischen Grundlagen unzulänglich sind. Im vorliegenden Kapitel wird weitgehend auf diese ausführliche Darstellung Bezug genommen werden.

Doch handelt es sich hier nicht um ein Referat über den Gesamtinhalt unseres Buches. Die Aufgabe des letzteren war die Entwirrung der geologischen Klimate; die Kontinentverschiebungen bilden hierbei nur eine unter mehreren Ursachen für Klimaänderungen, und für die jüngeren Zeiten nicht einmal die wichtigste. Hier haben wir dagegen nur die Frage zu behandeln, wieweit die Vorzeitklimate Kriterien für die Richtigkeit der Verschiebungstheorie liefern, und nur so weit brauchen wir also die fossilen Klimazeugnisse heranzuziehen. Damit scheidet z. B. die Frage nach den Ursachen der quartären Vergletscherung so gut wie völlig aus; denn im Quartär war die Lage der Kontinente zueinander der heutigen bereits so ähnlich, daß sich aus dieser Zeit nur wenig paläoklimatische Kriterien für die Verschiebungstheorie mehr ergeben.

Um so mehr ist dies aber für die älteren geologischen Zeiten der Fall, ja hier finden sich gerade ganz außerordentlich schlagende Beweise für die Unabweisbarkeit der Verschiebungstheorie, und die Zahl derjenigen Autoren, die sich gerade aus diesen Gründen der Theorie angeschlossen haben, ist nicht gering.

Zur Bildung eines richtigen Urteils sind hier zwei Dinge nötig: eine Kenntnis des heutigen Klimasystems und seiner Auswirkung auf die anorganische und organische Welt, und eine Kenntnis und


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Das Original des Werkes wurde freundlicherweise von der Universitätsbibliothek Köln zur Verfügung gestellt. Einscannen, Bearbeitung und OCR durch Kurt Stüber, Oktober 2003.
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© Kurt Stueber, 2003