Alfred Wegener: Die Entstehung der Kontinente und Ozeane (1929)

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118 6. Paläontologische und biologische Argumente.

Großformen in überraschender Weise übereinstimmen und jene in diesen geradezu ihr Spiegelbild finden."

„Was die Permanenztheorie nie zu erklären vermag, das Rätsel der australischen Flora, findet jetzt zum erstenmal eine völlig befriedigende Lösung. Die von Wegener angenommene abweichende Kontinentallage im Mesozoikum liefert allein den Schlüssel für die sonst unverständliche Tatsache, daß die extratropischen Formen Australiens keine näheren Beziehungen zu den asiatischen erkennen lassen, die nach der heutigen geographischen Lage eigentlich zu fordern wären, zumal sich in dieser Zone keine Polverschiebung mit ihren schädigenden Einflüssen ausgewirkt hat. Diese frühere Lage Australiens bietet auch den Schlüssel dafür, daß diese alte Flora sich gerade in diesem Gebiet bis heute so ungestört und formenreich erhalten und weiterentwickeln konnte. Die Nordwanderung Australiens nach seiner Loslösung von Antarktika war ja eine Periode weitgehender Isolierung für diesen Kontinent." - - Man sieht, daß die Pflanzenwelt Australiens ganz dasselbe Bild liefert wie die Tierwelt!

„Im Verlauf unserer Untersuchung trat nie die Notwendigkeit auf, das Bestehen eines einstigen pazifischen Kontinents fordern zu müssen."

Irmscher geht, wie man sieht, den richtigen Weg, indem er die Verschiebungstheorie nicht mit der ohnehin geophysikalisch unhaltbaren Theorie der versunkenen Brückenkontinente, sondern mit der Permanenztheorie vergleicht. Trotzdem hat er auch der ersteren Beachtung geschenkt, muß sie aber auch rein vom botanischen Standpunkt aus ablehnen:

„Die . .. erwähnte fossile nordamerikanische Wilcoxflora, die im Bereich der südöstlichen Staaten der Union (Texas bis Florida) aufgefunden wurde, ist nach Berrys grundlegenden Bearbeitungen am nächsten mit der gleichfalls ins Eozän gesetzten Alum-Bay-flora von Südengland verwandt. Legen wir nun den Äquator, wie wir ihn nach der von Wegener für das Eozän geforderten Pollage anzunehmen haben, um die Erde, so läuft er in Europa etwa durch das Mittelmeergebiet, so daß England kaum 15° vom Äquator entfernt ist, und in Asien etwa durch Hinterindien. Es ergibt sich daraus für Amerika — unter Annahme der Permanenz der heutigen Kontinentallagen - ein durch Kolumbien—Ekuador streichender Äquator, von dem das Gebiet der Wilcoxflora 30 und mehr Grad entfernt ist. Es entstehen also Schwierigkeiten, die beiden fossilen


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Das Original des Werkes wurde freundlicherweise von der Universitätsbibliothek Köln zur Verfügung gestellt. Einscannen, Bearbeitung und OCR durch Kurt Stüber, Oktober 2003.
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© Kurt Stueber, 2003