Alfred Wegener: Die Entstehung der Kontinente und Ozeane (1929)

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6. Paläontologische und biologische Argumente.

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als Erklärung angeführt werden kann, so ist das doch für das Heidekraut gewiß nicht der Fall. Besonders auffallend ist auch die Verbreitung der Gartenschnecke von Süddeutschland über die britischen Inseln, Island und Grönland hinüber zur amerikanischen Seite, wo sie aber nur in Labrador, Neufundland und dem Osten der Union vorkommt. Hierfür hat Ökland[ll6] vor kurzem eine Karte gegeben, die wir in Abb. 28 wiedergeben. Ich möchte hier die Aufmerksamkeit besonders auf folgende Überlegung lenken: Selbst wenn wir von der geophysikalischen Unhaltbarkeit der versunkenen Zwischenkontinente abseilen, ist diese Erklärung doch der Ver-

Abb. 28.

Genauere Verbreitung der Gartenschnecke, nach Ökland.

Schiebungstheorie unterlegen, denn sie muß, um die beiden kleinen Verbreitungsgebiete zu verbinden, ein sehr langes hypothetisches Stück einschalten. Und mit der Häufung solcher Fälle wird es immer unwahrscheinlicher, daß die Ost- und Westgrenzen der Verbreitung gerade immer auf die heutigen Kontinente und nicht auf dem breiten Zwischenkontinent, also im heutigen Ozean, lägen.

v. Ubisch [117] sagt mit Recht: „Die hypothetischen Brücken der älteren Theorie erstrecken sich meist über sehr beträchtliche Gebiete . .. Einige Brücken haben sich sogar durch verschiedene Klimazonen erstreckt. Daher konnten die Brücken sicher nicht von allen Tieren der durch sie verbundenen Kontinente benutzt werden, genau so wenig, wie wir auf heute zusammenhängenden Kontinenten, selbst wenn sie sich durch einheitliche Klimazonen


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Das Original des Werkes wurde freundlicherweise von der Universitätsbibliothek Köln zur Verfügung gestellt. Einscannen, Bearbeitung und OCR durch Kurt Stüber, Oktober 2003.
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© Kurt Stueber, 2003