Alfred Wegener: Die Entstehung der Kontinente und Ozeane (1929)

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5. Geologische Argumente. 91

Suess findet sie in Neuseeland wieder [12]. Die Faltung reicht freilich auch hier nicht bis ins Tertiär: „Nach Ansicht der meisten neuseeländischen Geologen fällt die Hauptfaltung der maorischen Gebirgskette in die Zeit zwischen Jura und Kreide." Vorher war fast alles vom Meere bedeckt, erst die Faltung „verwandelte die neuseeländische Region in eine Landmasse". Oberkreide und Tertiär liegen meist randlich und ungefaltet. Und zwar gibt es Kreideablagerungen auf der Südinsel nur an ihrer Ostküste, nicht an der Westküste. Im Tertiär erfolgte der „Abbruch der Westküste", „denn die tertiären Meeresablagerungen finden sich auch an dieser". Im Jungtertiär endlich entstanden noch weitere, freilich geringere Faltungen, Verwerfungen und Überschiebungen, die dem Gebirge seine heutigen Formen gaben (Wilckens [89]). Nach der Verschiebungstheorie erklärt sich dies alles dadurch, daß Neuseeland früher den Ostrand der australischen Scholle bildete, so daß seine Hauptfaltung sich an die australischen Kordilleren anschließt. Abb. 24. Als die neuseeländischen Ketten sich aber als Girlande ablösten, erlosch auch der Faltungsvorgang. Die jungtertiäre Störung kann wohl mit dem Vorbeiziehen und Abwandern der Sprengung der Inselketten australischen Scholle im Zu- durchNeuguinea, schematisch, sammenhang stehen.

Von diesen letzten Bewegungen Australiens erzählt uns namentlich die Tiefenkarte der Umgebung von Neuguinea mancherlei Einzelheiten. Die große australische Scholle drängt sich, wie Abb. 24 schematisch erläutert, mit ihrem amboßartig verdickten vorderen Ende, dem zu einem hohen jugendlichen Gebirge aufgefalteten Neuguinea nebst Schelf, von Südosten kommend, zwischen die Ketten der südlichsten Sunda-Inseln und des Bismarck-Archipels. Betrachten wir auf der Tiefenkarte Abb. 251) die beiden südlichsten Reihen der Sunda-Inseln; die westöstlich streichende Kette Java —Wetter biegt sich am Ende spiralig über die Banda-Inseln zur Siboga-Bank nach Nordost, Nord, Nordwest, West, Südwest. Die

*) Am anschaulichsten wirkt die vorzügliche Karte der Sunda-Inseln in 0. A. Molengraaff, Modern Deep-Sea Research in the East Indian Archipelago, The Geograph. Journal, Febr. 1921, S. 95—121, welche Landhöhen und Meerestiefen in gleichen Intervallen gibt.


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Das Original des Werkes wurde freundlicherweise von der Universitätsbibliothek Köln zur Verfügung gestellt. Einscannen, Bearbeitung und OCR durch Kurt Stüber, Oktober 2003.
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© Kurt Stueber, 2003