Alfred Wegener: Die Entstehung der Kontinente und Ozeane (1929)

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5. Geologische Argumente.

Abb. 20.

Silur

ausgedehnte Basaltdecken. An allen diesen Orten kommen in gleicher Weise Landpflanzen führende Kohlen zwischen zwei basaltischen Lavadecken vor, woraus man auf ehemaligen Landzusammenhang geschlossen hat. Der gleiche Schluß ergibt sich aus der Verteilung der terrestrischen devonischen „Old Red"-Ablagerungen in Amerika von Neufundland bis New York, in England, Südnorwegen und dem Baltikum, in Grönland und Spitzbergen. Diese Funde geben in ihrer Gesamtheit das Bild eines zur Entstehungszeit zusammenhängenden, einheitlichen Verbreitungsgebietes, welches heute zerstückelt ist, — nach den bisherigen Vorstellungen durch Versinken der Zwischenglieder, nach der Verschiebungstheorie durch Zerbrechen und Auseinandertreiben.

Erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang auch das gleichartige Vorkommen ungefalteter karbonischer Ablagerungen einerseits in Nordostgrönland auf 81° Nordbreite und andererseits gegenüber auf Spitzbergen. Auch zwischen Grönland und Nordamerika herrscht die zu erwartende Übereinstimmung im Bau.

Bei Kap Farvel und nordwestlich davon treten nach der „Geologie Map of North America" der U. S. Geol. Survey vielfach prä-kambrische Intrusivgesteine im Gneis auf, welche man amerikanischer-seits gerade an der entsprechenden Stelle, nämlich auf der Nordseite der Belle-Islestraße, wiederfindet. Beim Smithsund und Robesonkanal im Nordwesten Grönlands besteht die Verschiebung nicht in einem Auseinanderziehen der Spaltenränder, sondern in einer horizontalen Verwerfung von großen Dimensionen, einer sogenannten Blattverschiebung. Grinnell-Land gleitet an Grönland entlang, wodurch wohl auch die auffallend geradlinige Begrenzung der beiden Schollen erzeugt wird. Diese Verschiebung läßt sich in dem in Abb. 20 dargestellten Ausschnitt aus der geologischen

Geologische Karte von Nordwestgrönland, nach Lauge-Koch.


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Das Original des Werkes wurde freundlicherweise von der Universitätsbibliothek Köln zur Verfügung gestellt. Einscannen, Bearbeitung und OCR durch Kurt Stüber, Oktober 2003.
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© Kurt Stueber, 2003