Alfred Wegener: Die Entstehung der Kontinente und Ozeane (1929)

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70 5. Geologische Argumente.

auf der anderen Seite, miteinander vergleichen, indem wir uns auf je einen 45° langen und 10° breiten Streifen beschränken. In jedem der Festländer zeigt sich folgendes:

1. Die Unterlage besteht aus kristallinen Gesteinen von prä-kambrischem Alter und einigen Streifen prädevonischer Ablagerungen verschiedenen, meist unbestimmten Alters, aber im allgemeinen übereinstimmenden lithologischen Charakters.

2. Im äußersten Norden liegen marine silurische und devonische Lager, nur leicht gestört, unkonform auf diesem Komplex, eine breite Synklinale einnehmend, die schräg zur Küstenlinie zieht, nämlich zwischen Sierra Leone und der Goldküste und unter dem Astuarium des Amazonas.

3. Weiter südlich ziehen sich nahezu parallel zur Küste Gürtel von proterozoischen und frühpaläozoischen Schichten, vorwiegend Quarzite, Schiefer und Kalksteine, leicht gebogen im Norden und stärker gestört im Süden, wo sie von granitischen Massen durchdrungen werden, z. B. im Gebiet zwischen Lüderitz und Kapstadt und zwischen Rio Säo Francisco und Rio La Plata.

4. Dem nahezu flachliegenden Devon von Clanwilliam entspricht sein fast identisches Gegenstück in Paranä und Matto Grosso.

5. Weiter im Süden entspricht dem Devon-Karbon vom südlichen Kapland die Gegend gleich nördlich von Bahia Bianca, durch den konformen Übergang in glaziale karbonische und in permische Ablagerungen; beide Schichtreihen sind intensiv gefaltet in permo-triassischen und kretazischen Bewegungen, die ähnliche Richtungen zeigen.

6. Nordwärts verfolgt werden die Tillite in beiden Fällen horizontal und transgredieren über das Devon, wobei sie auf einer glazialen Fast-Ebene ruhen, die durch diese und ältere Gesteine gebildet wird; weiter im Norden fehlen sie.

7. Überlagert wird das Glazial in beiden Fällen von kontinentalen permischen und triassischen Schichten mit der Glossopterisflora, die gewaltige Räume füllt, gefolgt von ausgedehnten Ausbrüchen von Basalten und Doleriten, vermutlich von Liasalter.

8. Diese Gondwanaschichten erstrecken sich nordwärts von der südlichen Karroo bis zum Kaokofeld und von Uruguay bis Minas Geraes.

9. Weitere große abgetrennte Räume dieser Art finden sich in beiden Fällen eine Strecke landeinwärts weiter im Norden, im Angola-Kongo und im Piauhý-Maranhaogebiet.


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Das Original des Werkes wurde freundlicherweise von der Universitätsbibliothek Köln zur Verfügung gestellt. Einscannen, Bearbeitung und OCR durch Kurt Stüber, Oktober 2003.
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© Kurt Stueber, 2003