Alfred Wegener: Die Entstehung der Kontinente und Ozeane (1929)

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4. Geophysikalische Argumente.

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sitzen, daß sie alle gleich tief in das Quecksilber eintauchen. Ihre gemeinsame Unterfläche entspricht dann der Ausgleichsfläche des Druckes. Wegen ihres verschiedenen spezifischen Gewichts ragen sie dann verschieden hoch über den Quecksilberspiegel empor, das schwerste Material am wenigsten, das leichteste am meisten. Diese Deutung der Schweremessungen findet eine gewisse Stütze in der Beobachtungstatsache, daß im allgemeinen das Material der Erdrinde um so leichter ist, aus je größerer Seehöhe es stammt. Aber die Vorstellung, daß die Dichteunterschiede überall nur bis zu einer ganz bestimmten Tiefe, der Ausgleichsfläche reichen, enthält eine physikalische Unwahrscheinlichkeit, die man sich am leichtesten an Hand des Versuchs von Bö wie klarmachen kann. Damit nämlich diese verschiedenen Prismen mit ihrer Unterseite alle gleich tief

Abb. 10.

Isostasie nach Pratt und Airy.

eintauchen sollen, müssen ihre Höhen in einem ganz bestimmten, durch das spezifische Gewicht gegebenen Verhältnis zueinander stehen. Teilen wir also die Erdrinde in Prismen von verschiedenem Material ein, so müßte ein und dasselbe Material, wo immer auf der Erde es vorkommt, stets eine ganz bestimmte Mächtigkeit haben, die zu der Mächtigkeit der anderen Materialien in einem ein für allemal festgelegten, nämlich dem spezifischen Gewicht genau entsprechenden Verhältnis steht. Für eine solche Bindung zwischen Material (oder spezifischem Gewicht) und Mächtigkeit, die zu der willkürlichen Bedingung einer Konstanz der Unterfläche aller Prismen führt, ist aber kein natürlicher Grund erkennbar.

Neuerdings wird von manchen Geodäten, wie Schweydar [40] und namentlich Heiskanen [41, 42], eine andere, schon 1859 von Airy ausgesprochene Vorstellung zur Deutung der Schweremessungen verwendet, die auch in Abb. 10 dargestellt ist. Heim war wohl der


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Das Original des Werkes wurde freundlicherweise von der Universitätsbibliothek Köln zur Verfügung gestellt. Einscannen, Bearbeitung und OCR durch Kurt Stüber, Oktober 2003.
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© Kurt Stueber, 2003