Richard Semon: Im australischen Busch und an den Küsten des Korallenmeeres. (1903)

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Lagunenartige Bildungen im gehobenen Riff. 533

dauern aus. Nach einer halben Stunde kam sie wieder mit der Nachricht »lajin ajam mati«, ein andres Huhn ist tot, und dies wiederholte sich fort und fort bis zum Abend, so daß ich ihr schon immer lachend zurief, wenn sie hereinkam: »lajin ajam mati?« Als wir abends die Strecke nahmen, waren zwölf Hühner tot, und eins schien sich sehr übel zu befinden. Es erholte sich aber wieder bis zum nächsten Morgen. Ich machte gute Miene zum bösen Spiel, bezahlte die zwölf Opfer der Wissenschaft und ließ in Zukunft die Abfälle meiner Konservierungsversuche direkt ins Meer ausschütten.

Auf meinen Landexkursionen lernte ich die geologische Struktur der Insel genauer kennen. Hitu und Leïtimor sind sehr verschiedene Bildungen. Während der letztere Inselabschnitt einen granitischen Kern besitzt, besteht die Grundlage von Hitu aus jüngerem Eruptivgestein. Im Jahre 1674 sollen sich am Wawani auf Hitu zwei Spalten gebildet haben, und aus diesen sollen Ströme von heißem Schlamm und kochendem Wasser ausgeflossen sein. Daß sich jetzt noch Spuren vulkanischer Tätigkeit vorfinden, Solfataren am Fuße des Wawani, heiße Quellen an der Ostküste der Insel, wurde schon erwähnt. Jüngere Eruptivgesteine fehlen dagegen auf Leïtimor. Das eigentümliche poröse Gestein von kräftig roter Farbe, das dem Dörfchen nördlich von Ambon den Namen Batu mera, Rotenstein, eingetragen hat, ist ein Laterit, der durch Zersetzung des Granits entstanden ist. Ein dicker Mantel von jungen Korallen deckt überall die Abhänge der Berge gegen die Küste hin. Die Fauna dieser Korallenkalke stimmt so sehr mit derjenigen überein, die noch jetzt das Meer zu den Füßen der Berge bevölkert, daß wir annehmen müssen, die letzteren seien noch vor verhältnismäßig kurzer Zeit viel tiefer ins Wasser hineingetaucht gewesen als heute. Zu jener Zeit wird das, was wir heute Ambon nennen, aus einer größeren Anzahl von kleinen, niedrigeren Inseln bestanden haben.

Die gehobenen Riffe an Ambon, die die Bergrücken bis in bedeutende Höhen hinauf mantelförmig bedecken, bieten manches Eigentümliche. Gleich im Norden von Tanalapan, wo sich mein Haus befand, erheben sich eine Anzahl von Hügeln, Vorberge des höheren Gunong Nona. Auf einem dieser Hügel, von den Eingeborenen Kati-Kati genannt, fielen mir eine Anzahl von eigentümlichen Dellen auf den Kuppen des Hügels auf. Dieselben waren kreisförmig oder elliptisch, zuweilen auch unregelmäßiger gestaltet. Mit steiler, manchmal senkrechter Böschung fielen die Korallenfelsen gegen den flachen Boden der Delle ab. Eine dieser Bildungen, die eine


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Das Original des Werkes wurde freundlicherweise von der Universitätsbibliothek Köln zur Verfügung gestellt. Einscannen und bearbeiten durch Frank Al-Dabbagh, Oktober, 2003.
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© Kurt Stueber, 2003