Richard Semon: Im australischen Busch und an den Küsten des Korallenmeeres. (1903)

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Bevölkerung der Minahassa und des übrigen Celebes. 485

Zwange der europäischen Herrschaft nun in Frieden bei einander leben mußten und sich wohl dabei befanden.

Ganz anders ist der Kulturzustand und Volkscharakter der Bewohner des übrigen Celebes, der sogenannten Makassaren und Bugis. Sie besaßen, als sie mit Weißen in Beziehung traten, von Hause aus eine viel höhere eigene Kultur als die Bewohner der Minahassa, sie bildeten größere Staatenverbände, waren selbstbewußter und politisch stärker und wußten sich deshalb dem europäischen Einfluß auch viel besser zu entziehen. Die holländische Einwirkung beschränkt sich dort denn auch vorwiegend auf einige Küstengebiete. Die Staaten im Innern sind größtenteils faktisch unabhängig. Zur Zeit meiner Anwesenheit auf Celebes waren sie auch geographisch noch sehr wenig erforscht. Inzwischen haben die Vettern Paul und Fritz Sarasin Celebes zur Domäne ihrer geographischen, geologischen und biologischen Forschungen gemacht und das Dunkel, in welches die Geographie des Innern der Insel gehüllt war, größtenteils gelichtet.

Der malayische Rassentypus ist da, wo er einigermaßen rein auftritt, leicht von allen andern Rassen zu unterscheiden. Die Hautfarbe ist ein helles Braun. Das Kopfhaar ist pechschwarz und straff, der Bartwuchs ist sehr schwach, der übrige Körper ist fast haarlos. Die Körpergröße liegt beträchtlich unter dem europäischen Mittel, die Körperformen sind wohlproportioniert, kräftig, aber nicht robust, die Hände klein, die Füße breit und kurz. Die Schädelform ist fast durchweg brachycephal; in den Molukken und auf Timor, wo die Rasse stark mit andern Elementen gemischt ist, wird sie mesocephal. Dolichocephalie kommt als Ausnahme vor und deutet ebenso wie das Auftreten von gelocktem Haar wohl mit Sicherheit auf Vermischung mit fremden Elementen. Sehr charakteristisch ist die Physiognomie, die durch die breiten vorstehenden Backenknochen, die kurze, platte, an der Spitze verdünnte Nase mit breiten Nasenlöchern, die schwarzen, leicht schief stehenden Augen ihre eigentümliche Ausprägung erhält. Diesem malayischen Typus, den kein Mensch mit den Papuas und Australiern und meiner Ansicht nach auch nicht mit den Polynesiern verwechseln wird, begegnet man im ganzen nach ihm benannten Archipel, also auf der Halbinsel Malakka, den großen und kleinen Sundainseln, den Molukken und bei den Tagalen auf den Philippinen. Es ist ganz selbstverständlich, daß wir in ihm keine so einheitliche Rasse vor uns haben, wie etwa bei den Bewohnern des australischen Kontinents, denn zur Bildung einer einheitlichen Rasse ist in erster Linie eine längere Isolierung erforderlich, und wie ist diese möglich


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Das Original des Werkes wurde freundlicherweise von der Universitätsbibliothek Köln zur Verfügung gestellt. Einscannen und bearbeiten durch Frank Al-Dabbagh, Oktober, 2003.
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© Kurt Stueber, 2003