Richard Semon: Im australischen Busch und an den Küsten des Korallenmeeres. (1903)

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446 Java.

erstere 4200, der andere 3200 Meter hoch, ihre waldgekrönten Häupter in die Wolken recken. Auf der gefährlichen Reede von Buleleng an der Nordküste von Bau ging unser Schiff am 11. November für kurze Zeit vor Anker, um einen unserer Passagiere an Land zu setzen.

Am 12. November fuhren wir morgens an der Küste von Madura vorüber, einer Insel, die der Nordostküste Javas ebenso dicht angelagert ist, wie Bali seiner Ostküste. Das Meer war hier bedeckt von malayischen Fischerbooten, die sämtlich zwei Ausleger besaßen. Ich sah zwei Formen von Segeln, eine ähnlich unsern lateinischen Segeln, die andre unten schmal, das verbreiterte Ende oben in zwei abgerundete Zipfel ausgezogen. Diese letzteren erinnerten entfernt an die prachtvollen ausgeschweiften Segel der Papuas, sie waren aber viel zahmer, lange nicht so kühn und flott als die meiner papuani-schen Freunde.

Am Morgen des 14. November lief die Wodonga in Priok, den Hafen von Batavia, ein. Ehe ich mich aber an Land begebe, muß ich mich mit meinen Lesern über die Weiterführung dieses meines Reiseberichts auseinandersetzen. Ich habe mich bei der Schilderung meines Aufenthalts in Australien, der länger als ein Jahr dauerte, bemüht, dem Leser ein recht deutliches Bild des Landes, seiner physikalischen Beschaffenheit, seiner tierischen und pflanzlichen Bewohner und seiner einheimischen und eingewanderten Bevölkerung in Form einer Reisebeschreibung zu geben. In Neu-Guinea verweilte ich kürzere Zeit und konnte dort nur im Fluge Eindrücke und Beobachtungen sammeln. Dennoch habe ich, was ich sah und erlebte, in ziemlicher Breite berichtet, weil diese merkwürdige Insel bisher ganz ungenügend bekannt ist und erst in den letzten Jahrzehnten Teile von ihr etwas eingehender von Reisenden beschrieben wurden. Nun aber komme ich in ein Gebiet, in dem die Europäer schon seit Jahrhunderten lebhafte Handelsbeziehungen unterhalten, Niederlassungen besitzen, und über die eine ausgedehnte Literatur in allen Sprachen existiert. Es hat nicht viel Sinn, Schilderungen einer Insel wie Java zu geben, die durch und durch ein Kulturland ist und die schon von vielen Seiten weit besser und zuverlässiger beschrieben worden ist, als ich es nach einem vierwöchigen Besuch beim besten Willen im stande wäre. Ich verzichte daher von vornherein darauf und beschränke mich, in skizzenhafter Form meine Eindrücke zu schildern und einige von meinen naturwissenschaftlichen Beobachtungen zu verzeichnen.

Während an dem größten Teile der javanischen Küste sich zwischen


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Das Original des Werkes wurde freundlicherweise von der Universitätsbibliothek Köln zur Verfügung gestellt. Einscannen und bearbeiten durch Frank Al-Dabbagh, Oktober, 2003.
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© Kurt Stueber, 2003