Richard Semon: Im australischen Busch und an den Küsten des Korallenmeeres. (1903)

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436 Neu-Guinea. Vom Südkap bis zum Ostkap.

kleinere Muscheln zum Kranze aneinander gereiht, in Fig. 28 und 29 ist das Armband ein zierliches Strohgeflecht, in Fig. 26 dieses Geflecht mit Reihen aufgehefteter kleiner Muscheln geschmückt; Fig. 24 endlich zeigt, wie sogar der Unterkiefer des verstorbenen Anverwandten als Armschmuck zu dienen hat. Fast ebenso vielseitig sind die Halsbänder, Fig. 20, 27, 31, das eine aus Muscheln, das andere mit Früchteverzierung, das dritte aus Strohgeflecht. Auf der Abbildung Seite 387 sieht man andere schöne Halsbänder, die aus einem halbmondförmig geschnittenen Stück Perlmutterschale. Fig. 1 bis 16 auf nebenstehender Tafel sind sämtlich Holzmesser, die beim Betelkauen ihre Verwendung finden. Sie werden in ein kleines Kürbisgefäß, das pulverisierten Kalk enthält, getaucht und ab und zu in den Mund gesteckt. Fällt uns nun bei diesen Messern schon auf den ersten Blick die Verschiedenartigkeit der Gestaltung und Abwechslung der Muster auf, so entdecken wir bei näherer Betrachtung wirklich reizende Formen, so die von Fig. 1, 2, 6, 11 und 12, deren Erfindung einem europäischen Künstler alle Ehre machen würde. Die Holzschnitzerei ist vielleicht die stärkste Seite der Papuas und jene eben erwähnten Holzmesser, die Holzkeulen auf Seite 435 Fig. 1, 2, 3 und besonders das Tanzschild Fig. 6 und der Kanoekopf Fig. 21 sind wahre Wunder in ihrer Art. Eignet sich ein Stoff nicht, um Schnitzerei an ihm anzubringen, so werden Muster und Figuren eingebrannt, wie in die Bambustabakpfeifen, Fig. 8, 9, 10, 11, und in die Kürbisgefäße, Fig. 15, 16, 17. Man schnitzt jedoch nicht nur in Holz, sondern ritzt auch künstliche Muster in Muscheln (nebenstehende Tafel Fig. 34) und formt die Steinköpfe der Keulen durch äußerst mühsame Bearbeitung so um. daß sie nicht nur ihrem furchtbaren Kriegszweck, sondern auch dem Schönheitssinn ihres Besitzers genügen. Auf Fig. 4 Seite 435 habe ich eine derartige Keule abgebildet; es ist aber eine der einfachsten und wenig kunstvollen, denn die besseren Steinkeulen sind hoch geschätzt, und es gelang mir nicht, sie gegen europäische Messer oder Beile einzutauschen.

Gegenstände, die wie die auf der folgenden Seite beigedruckten Ruder nur wenig verziert sind, imponieren uns doch in der Zierlichkeit und Anmut ihrer Form, ebenso die Schäfte der Steinbeile Seite 435 Fig. 19 und 20. Ganz erstaunlich ist ferner der Reichtum der Muster, die man wahrnimmt, wenn man eine Anzahl Gegenstände näher betrachtet. Auf der folgenden Seite gebe ich vier verschiedene Muster von Bambustabakpfeifen. Etwas gleichförmiger sind die eingebrannten Muster auf den Kürbisflaschen; es ist auf den vier auf der Seite 438 abgebildeten Flaschen überall dasselbe Ornament


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Das Original des Werkes wurde freundlicherweise von der Universitätsbibliothek Köln zur Verfügung gestellt. Einscannen und bearbeiten durch Frank Al-Dabbagh, Oktober, 2003.
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© Kurt Stueber, 2003