Richard Semon: Im australischen Busch und an den Küsten des Korallenmeeres. (1903)

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428 Neu-Guinea. Vom Südkap bis zum Ostkap.

und in der brütenden Sonnenglut, die von keinem Hauch gekühlt wird, einem geradezu das Dasein verleidet. Zu solchen Zeiten und in diesen Breiten lernt der Seefahrer die wohltätige Erfindung des Dampfes erst ganz schätzen.

Langsam und Schritt für Schritt arbeiteten wir uns vorwärts. Am 18. Mai sahen wir Countance Island bei Aroma, am 20. befanden wir uns in einer Windstille vor Port Moresby.

Meine beiden Begleiter mußten jetzt natürlich die Hoffnung aufgeben, noch zur rechten Zeit für ihr Schiff in Thursday Island einzutreffen. Wir bedurften zwei weiterer Tage, um uns bis Jule Island fortzuarbeiten, und beschlossen hier an Land zu gehen, denn der ganze Vorrat an Feuerholz, den wir zum Kochen von Samarai mitgenommen hatten, war aufgebraucht, und unser Trinkwasser war unbrauchbar geworden. Wir hatten bei unserer Abfahrt von Thursday Island zwei Fässer voll ausgezeichneten Regentrinkwassers mitgenommen ; das eine war auf der Reise geleert worden, in dem anderen aber traten Larven und Puppen von Moskitos in solcher Menge auf, daß es selbst für einen Naturforscher der größten Überwindung bedurfte, diesen Trank zu genießen. Auf Jule Island begrüßten wir wieder unsere alten Freunde, die katholischen Missionäre, und machten auf einigen halb verwilderten Pferden, die der Mission gehörten, und deren Sättel und Zaumzeug aus Zunder und nicht aus Leder zu bestehen schienen, einen Ritt nach den beiden Dörfern der Eingeborenen.

Hier hatte ich die erste Bekanntschaft der Papuas gemacht und hier nahm ich von ihnen Abschied. Im Laufe der Erzählung von meiner Fahrt von Jule Island bis zum Ostkap habe ich an vielen Stellen Gelegenheit gehabt, die Körperbeschaffenheit, sowie die geistigen Eigenschaften, Sitten und Gewohnheiten dieser merkwürdigen Menschenrasse zu schildern. Es läge nahe, hier ein zusammenfassendes ethnographisches und anthropologisches Bild von ihnen zu geben, wie ich oben versucht habe, es für die Australier zu entwerfen. Wenn ich aber bedenke, daß meine Berührung mit den Papuas überall nur eine flüchtige gewesen ist, und wenn ich sehe, wie vieles in der Ethnographie und Anthropologie dieses Volkes noch zweifelhaft, ungenügend erforscht und vieldeutig ist, so verliere ich den Mut und will mich begnügen, bloß einige allgemeine Umrisse zu geben.

Neu-Guinea wird von einer dunkelhäutigen kraushaarigen Rasse von Menschen bewohnt, die von ihren nordwestlichen Nachbarn, den Malayen, als Orang Papua bezeichnet werden. Eine ganz ähnliche Rasse


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Das Original des Werkes wurde freundlicherweise von der Universitätsbibliothek Köln zur Verfügung gestellt. Einscannen und bearbeiten durch Frank Al-Dabbagh, Oktober, 2003.
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© Kurt Stueber, 2003