Richard Semon: Im australischen Busch und an den Küsten des Korallenmeeres. (1903)

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Handelsfahrten.

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reich mit Kieselsäure durchsetzten Holzes ist rasiermesserscharf und ersetzt dem Papua die Stahlklinge, deren Vorzüge er erst jetzt durch die Europäer zu kennen anfängt. Denn auch die Papuas sind wie die Australier trotz ihrer sonst viel höheren Kultur Kinder der Steinzeit und verstehen weder die Bearbeitung des Eisens noch sonst irgend eines Metalls.

Die weniger ausgiebige Benutzung der Rotangpalme und des Bambusrohrs in Südostneuguinea ist wohl auf die verhältnismäßig größere Seltenheit beider Pflanzen hier im Vergleich mit den Sundainseln und Molukken zurückzuführen. Das Gleiche gilt für die Sagopalme, deren Blätter und Blattmittelrippen auf den Molukken, beispielsweise auf Ambon, das wichtigste Baumaterial ausmachen. Am Golf von Papua in den Sagodistrikten verwendet man übrigens auch ihre Blätter zu Bauzwecken.

In ihre so beschaffenen Lakatois verladen und verstauen die Motus sorgfältig die Töpferwaren, die geübte Frauenhände geformt haben, zwischen Flechtwerk und Blättern. Dazu kommen Armringe, die aus der besonders im Osten der Insel häufigen Schnecke Conus millepunctatus geschnitten sind, neuerdings auch allerlei von den Weißen eingehandelte Tauschwaren.

Mit dem Ende des Südostpassat geht es im September oder Oktober westwärts und mit dem Nordwestmonsun nach drei oder vier Monaten zurück. Die Fahrten erstrecken sich westlich bis tief in den Busen von Papua hinein bis Motumotu, Kerema, Vailala und Mipua bei Bald Head. Hier wird die Ware gegen Sago verkauft, und einen ganzen Monat lang geht es hoch her mit Gastereien und Nichtstun. Dann aber beginnt die eigentliche Arbeit. Jene westlichen Distrikte haben an ihren Flußläufen prächtiges Bauholz für Kanoes, und die betriebsamen Motus machen sich nun daran, so viele Bäume zu fällen und zu Kanoes auszuhöhlen, als sie Sago heimwärts zu transportieren haben. Jede Lakatoi hat dann eine Menge solcher neugebauter, mit Sago beladener Kanoes längsseit heimzuschleppen, und zuweilen ist ein halbes Jahr verstrichen, ehe die Seefahrer von ihrem kühnen Unternehmen wieder in die Heimat zurückkehren.

Neuerdings machen es übrigens die westlichen Stämme ihren östlichen Besuchern nach. Sie kommen am Ende der Nordwestzeit mit Sago nach Osten, handeln dafür Messer, Tabak und Töpferwaren ein und kehren mit dem jungen Südost zurück. So weite Fahrten wie die unternehmenden Motus wagen sie aber nicht.

Wir versuchten einige von den Bogen und Pfeilen einzuhandeln, die massenhaft auf der Plattform der Lakatoi herumlagen, fanden


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Das Original des Werkes wurde freundlicherweise von der Universitätsbibliothek Köln zur Verfügung gestellt. Einscannen und bearbeiten durch Frank Al-Dabbagh, Oktober, 2003.
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© Kurt Stueber, 2003