Richard Semon: Im australischen Busch und an den Küsten des Korallenmeeres. (1903)

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Wilsons Kampf mit den Schwarzen. 3 19

Arme des Patienten entnahm. Natürlich war und blieb der Mann furchtbar entstellt und trug auch sonst dauernde Einbuße an Kraft und Widerstandsfähigkeit davon. Er kann jedoch von Glück sagen, daß er nicht nur das Leben, sondern sogar das Auge behielt. Das Arbeiten mit australischer Mannschaft aber hat er aufgegeben und war froh, daß er in meinem Dienste von der anstrengenden Arbeit des Tauchens nach Perlmuscheln ausruhen konnte.

Außer Wilson engagierte ich noch zwei weiße Matrosen, Charles Smith, einen Australier, und John Paterson, einen Schotten, und konnte nun meine Arbeiten und Fahrten beginnen. Wenn es möglich war, richtete ich es immer so ein, daß ich am Abend wieder nach Thursday Island zurückkam, um die Seetiere, die sich in der Tropenwärme nur schwer in kleineren Gefäßen lebend erhalten lassen und rasch zerfallen, sofort zu konservieren. Nicht selten jedoch, wenn ich weitere Ausflüge machte, mußte ich auch mehrere Tage unterwegs bleiben. Ich schlief dann an Bord meiner Nußschale oder am Strande auf irgend einer Insel und nahm eine größere Anzahl Gefäße und Gläser mit Konservierungsflüssigkeit und Alkohol mit, um zarte Objekte auf der Stelle einzulegen.

Ich mußte bald erkennen, daß Thursday Island keineswegs ein sehr günstiger Standort für marine Fischerei ist. Die Gezeitenströme sind überhaupt in diesen Meeresabschnitten sehr stark. Im Inselgewirr der engen Torresstraße aber ebbt und flutet das zwischen tausend Riffen und Sandbänken eingepreßte Meer wie ein Gebirgs-strom zwischen den Inselkanälen auf und ab und setzt die Segelschiff-fahrt in völlige Abhängigkeit von den Gezeiten. Um Vivian Point, das Südkap von Thursday Island, lief der Gezeitenstrom unter gewöhnlichen Verhältnissen mit einer Geschwindigkeit von sieben Knoten. Zur Zeit der Springflut aber erreicht die Strömung unter Umständen eine Geschwindigkeit von zehn Knoten und mehr, so daß große Oceandampfer schwer gegen sie ankommen konnten. Natürlich kann man gegen solche Strömungen im kleinen Segelboot nichts ausrichten; man muß vor Anker gehen und die Umkehr der Gezeitenströme abwarten. Das ist langweilig und zeitraubend, oft auch unsicher, weil in diesem Labyrinth von Land und Wasser eine große Unregelmäßigkeit in der Richtung der Gezeitenströme herrscht.

Eine große Reihe von Tierformen zieht sich vor diesen starken Strömungen in ruhigere Meeresteile zurück, und nur die Bewohner der Korallenriffe, hier wie überall Liebhaber eines bewegten Wassers, entfalten ein üppiges, vielgestaltiges Leben.

Bei unserer Fischerei wendeten wir zwei Methoden an: einmal


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Das Original des Werkes wurde freundlicherweise von der Universitätsbibliothek Köln zur Verfügung gestellt. Einscannen und bearbeiten durch Frank Al-Dabbagh, Oktober, 2003.
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© Kurt Stueber, 2003