Richard Semon: Im australischen Busch und an den Küsten des Korallenmeeres. (1903)

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Mein neues Hauptquartier. 157

vertauschte dieses Pferd deshalb später mit einem anderen, einem dunkelbraunen, etwas schweren Wallach namens Lynx, der allen meinen Anforderungen genügte.

Am 14. Juli begab ich mich zu meinem neuen Camp am Boyne und fand, daß meine Leute dort schon vor zwei Tagen eingetroffen waren und das Lager in der Hauptsache hergerichtet hatten.

Den Platz für dieses Camp hatte ich mir schon ausersehen, als ich in Thursday Island weilend aus der Ferne Vorkehrungen für diesen zweiten Aufenthalt im Burnettdistrikt traf. Als ich im vorigen Jahre so eifrig nach dem Ceratoduslaich suchte und weit und breit die Topographie der Flußläufe studierte, um die Stellen zu finden, die die besten Standorte für den Fisch und seine Fortpflanzungsprodukte abgäben, war mir eine breite und außerordentlich lange Austiefung des Boyne aufgefallen, die sehr vielversprechend aussah, Sie war nicht weiter als 2 1/2, Kilometer von der Station Cooranga, dagegen etwa 32 Kilometer von Coonambula entfernt. Sie bestand aus zwei Teilen, die durch eine schmale und seichte Stelle des Flußlaufs verbunden waren. An letzterer konnte man den Fluß leicht überschreiten. Das stromabwärts gelegene Stück war das bedeutendere, fast zwei Kilometer lang und an der breitesten Stelle über einen halben Kilometer breit, am rechten Flußufer selbst bei niederem Wasserstande mehrere Meter tief, am linken Flußufer flacher und ganz von Wasserpflanzen durchwachsen. Flußabwärts und noch mehr flußaufwärts folgten noch eine ganze Reihe von weiteren Austiefungen, die uns in der Folge alle gute Ausbeute geliefert haben. Die Umgebung war reich an wilden und dichten Scrubs, das Hochland, das sich östlich vom rechten Flußufer erhob, sollte besonders gesegnet mit Ameisenigeln sein.

Hier, auf der Höhe des linken Flußufers, hatte ich beschlossen, mein Lager aufzuschlagen, und dieses Lager war und blieb denn auch mein Hauptquartier während meines ganzen zweiten Aufenthalts am Burnett, vom 14. Juli bis zum 13. Oktober 1892, also ein volles Vierteljahr lang. Wir richteten uns hier ganz behaglich ein und hatten dabei großen Vorteil von den im vorigen Jahre gesammelten Erfahrungen. Wir hatten eine Anzahl guter, geräumiger Zelte, erbauten ein schönes, festes Rindenhaus, ferner eine, an den Seiten offene, oben mit Rinde gedeckte Halle, um im Freien zu arbeiten und unsre Mahlzeiten einzunehmen, endlich einen wohlhergerichteten, gedeckten Feuerplatz. Eine Anzahl aus Gayndah mitgenommener Bretter lieferte uns bequeme Tische und Bänke. Ich begann sogleich den Bau eines Bootes, und da es uns diesmal an geübten Händen und an guten


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Das Original des Werkes wurde freundlicherweise von der Universitätsbibliothek Köln zur Verfügung gestellt. Einscannen und bearbeiten durch Frank Al-Dabbagh, Oktober, 2003.
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© Kurt Stueber, 2003