Richard Semon: Im australischen Busch und an den Küsten des Korallenmeeres. (1903)

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156 Rückkehr an den Burnett.

unabkömmlich war, und Edmund Haupt, einen tüchtigen erfahrenen Stockman und kräftigen gewandten Reiter. Ich engagierte beide und nahm auch noch Haupts vierzehnjährigen Bruder Balthasar mit, der bei den kleinen Lagerarbeiten helfen sollte und das Hauptcamp zu hüten hatte, wenn wir andern alle abwesend wären.

In Gayndah fand ich eine Anzahl der Schwarzen vor, die mich hier auf Veranlassung des Herrn McCord erwarteten. Auch Frank war dabei, gänzlich unbefangen und hocherfreut mich wiederzusehen. Ich erklärte ihm gleich, daß ich auf seine schätzbaren Dienste verzichte, und er rächte sich dafür an mir dadurch, daß er mir die übrigen Schwarzen abspenstig zu machen suchte. Es gelang ihm das aber nur bei der Minderzahl und glücklicherweise bei den weniger Brauchbaren und Tüchtigen. Eine weitere Anzahl von Eingeborenen, unter ihnen Jimmy, hoffte ich am Boyne zu treffen und dort für mich zu gewinnen. In anderthalb Tagen war in Gayndah alles aufs beste geordnet. Meine weißen Begleiter mit der Dray und zahlreichen Pferden brachen nach dem Boyne auf, um dort in der Nähe der Station Cooranga das Hauptlager aufzuschlagen. Da wir mehr Gepäck und reichlichere Lebensmittel mitnahmen als früher, benutzten wir eine größere und stärkere Dray und spannten sechs Pferde vor dieselbe. Die Schwarzen zogen für sich in das östlich von Cooranga gelegene Gebirgsland und versprachen sofort mit der Echidnajagd zu beginnen. Ich selbst begab mich zunächst nach Coonambula, um meine alten Freunde wiederzusehen und mit Herrn McCord meine Operationspläne gründlich zu besprechen. Die nächsten Tage blieb ich in Coonambula und wählte mir unter den dortigen Pferden ein vorzügliches Reitpferd aus, einen Schimmelwallach mit arabischem Blut namens »Blue Beard«, der für weite Ritte ganz anders taugte, als der alte Schamyl. Letzterer befand sich auch noch in meinem Besitz. Ich hatte ihn ehedem bei Dahlke zurückgelassen, es war aber bisher noch nicht gelungen, ihn zu verkaufen. Blue Beard war ein ausgezeichnetes Pferd, schön gebaut, voll Temperament, ausdauernd, von angenehmen Bewegungen. Er besaß aber den Fehler, daß er in allen Gangarten urplötzlich ohne jedes vorherige Anzeichen auf das heftigste scheute. Er sprang dann zurück oder zur rechten oder zur linken Seite, blieb plötzlich im Trabe oder Galopp wie angewurzelt stehen, machte meterhohe Sätze über einen beliebigen niedrigen Gegenstand, der am Boden lag und ihm auffiel, kurz man mußte immer scharf auf ihn aufpassen, und das ist bei langen Ritten recht anstrengend und ermüdend. Es war wohl irgend ein Fehler im Sehvermögen, der dieses merkwürdige Scheuen hervorrief. Ich


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Das Original des Werkes wurde freundlicherweise von der Universitätsbibliothek Köln zur Verfügung gestellt. Einscannen und bearbeiten durch Frank Al-Dabbagh, Oktober, 2003.
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© Kurt Stueber, 2003