Richard Semon: Im australischen Busch und an den Küsten des Korallenmeeres. (1903)

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150 Ein Ausflug in das Quellgebiet des Burnett.

ein allgemeiner Festtag, wie ein großes Rennen für die Bevölkerung von Melbourne und Sydney.

Australien ist überhaupt das Land der Sports. Fast jeder Ort an der Küste hat seine Vereinigung von Cricket- und Football-spielern. Oft unternehmen dieselben weite Reisen, die Küste auf-und abwärts, um ihre Kräfte gegenseitig zu messen. Der Hauptsport für den Australier ist und bleibt aber das Pferderennen. Das Rennen in Eidsvold bot weiter nichts Bemerkenswertes, das Pferdematerial war natürlich hier kein sehr hervorragendes, abgesehen von einer Anzahl von Zuchthengsten der umwohnenden Squatters. Die Bahn war gut ausgewählt und sorgfältig geebnet; für die Bequemlichkeit der Zuschauer war wenig gesorgt, Sitze waren nicht errichtet. Wir beobachteten die Rennen von unserm Buggy aus und hatten sehr von der Hitze zu leiden, denn der 1. Januar bedeutet für die südliche Hemisphäre dasselbe wie der 1. Juli für die nördliche, und das will für einen Ort, der nahe dem Wendekreise liegt, also etwa unter demselben Breitengrade wie Calcutta, schon etwas sagen. Das Interessanteste war für mich die Sachkenntnis sämtlicher Zuschauer bis zum fünfjährigen Kind herunter und die Art, wie von ihnen Pferde und Reiter bis in die kleinsten Einzelheiten kritisiert wurden.

Die folgenden drei Wochen waren für mich sehr arbeitsreiche. Erschwert wurde unsre Tätigkeit jetzt durch die kolossale Hitze und auch durch den hohen Graswuchs im Busch, der jede Fortbewegung zu Fuß außerordentlich hinderte. Ich unternahm noch einen Ausflug zum Cadarga-Creek, einem Nebenfluß des Auburn, in dem es viele Ceratodus geben sollte. Dieser Creek kommt aus einer rauhen, unwegsamen Gebirgsgegend, in der das Vordringen zu Pferde mit großen Schwierigkeiten verknüpft ist. Immerfort hatten wir den Creek zu überschreiten, steile Felsenhöhen hinanzuklimmen und wieder herabzureiten. Hier und da hat man einen prächtigen Ausblick auf die wilde, tief zerrissene Gebirgslandschaft. Wir drangen so weit vor, als wir uns selbst die Pfade finden konnten; Wege gab es nicht und einen Schwarzen als Führer hatten wir leider nicht mitgenommen. Ich mußte mich aber nun endgültig überzeugen, daß die Fortpflanzungszeit des Ceratodus vorüber sei. Dasselbe war auch Jimmys Ansicht, der den ganzen Boyne aufwärts abgesucht hatte und Mitte Januar zu mir zurückkam, um mir in seiner unvollkommenen Ausdrucksweise zu sagen, alles weitere Suchen sei für jetzt vergeblich, er habe schon einmal, als er einen Haufen von Wasserpflanzen aus dem Wasser herauszog, zwischen den Zweigen einen kleinen »Djelleh«


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Das Original des Werkes wurde freundlicherweise von der Universitätsbibliothek Köln zur Verfügung gestellt. Einscannen und bearbeiten durch Frank Al-Dabbagh, Oktober, 2003.
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© Kurt Stueber, 2003