Richard Semon: Im australischen Busch und an den Küsten des Korallenmeeres. (1903)

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120 Der Abzug der Schwarzen.

echte Falken (Falco melanogenys?) und Habichte, Astur approximans, habe ich oft beobachtet. Ein Pärchen der letzteren mußte in der Nähe der Station Coonambula seinen Horst haben und stattete nicht selten dem Hühnerhof seinen Besuch ab. Herr Peile und ich versuchten mehrmals die frechen Räuber zu erlegen; sie ließen uns aber niemals zu Schuß kommen. Der Schrecken der kleineren Vögel von der Wachtel und den Meliphagiden bis herunter zu den kleinen und zierlichen Amadinen ist Accipiter torquatus, der den europäischen Sperber in Australien vertritt. Bemerkenswerter als alle diese Raubvögel ist ein prachtvoller, schneeweißer Habicht, Leucospiza Novae Hollandiae, kein Albino, sondern wohl bloß eine weiße Varietät der grauen Leucospiza raii.

Am 27. November mittags kam Dahlke zurück und sagte mir, daß er zwei Leute für mich engagiert hätte, einen seiner Vettern namens Hermann Wein und einen Freund desselben, Fred Horn, beide Söhne deutscher Eltern, aber beide in Queensland geboren und vollkommen australisiert. Am Abend trafen dann auch die jungen Leute ein; gleichzeitig mit ihnen kam ein Bote von Coonambula, der mich fragte, ob es mir recht wäre, wenn Herr McCord mit seiner Familie und einigen Freunden mich am morgigen Tage in meinem Camp besuchen würde. Ich sagte sehr erfreut ja, und in der Tat war es ein besonderer Glücksumstand, daß dieser Besuch kam, als ich einige Leute bei mir hatte und nicht ganz allein in meinem Camp war. Den ganzen nächsten Morgen trafen wir unsere Vorbereitungen, schossen Enten, Squattertauben und Talegallen und fingen einige Mullets. In aller Eile wurde ein frischer Damper und ein Browny ge-backen, und so konnte ich meinen Gästen ein vorzügliches Menu bieten, zumal Dahlke von seinem Besuch in Gayndah noch allerlei gute Sachen, wie Marmelade und einen Korb mit frischen Eiern mitgebracht hatte. Nur wegen Tischzeug und Besteck war ich in Sorge, aber McCords brachten vorsorglich in ihrem Buggy das notwendigste mit.

Da ich wußte, daß meine Freunde in ihrem Wagen von Coonambula bequem nur an das andre Ufer des Flusses gegenüber meinem Camp gelangen konnten, baute ich mit Dahlke noch rasch eine rohe Brücke über den fast wasserleeren Fluß, indem wir Bäume fällten und sie mit unseren Lastpferden an ihren Platz schleppten. Eine Photographie dieser Brücke, die wir »lady's bridge« tauften, gebe ich auf der nebenstehenden Seite wieder.

Um 1/2 11 Uhr kam der Besuch an, teils im Buggy, teils zu Pferde, eine große Gesellschaft, bestehend aus fünf Erwachsenen und vier


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Das Original des Werkes wurde freundlicherweise von der Universitätsbibliothek Köln zur Verfügung gestellt. Einscannen und bearbeiten durch Frank Al-Dabbagh, Oktober, 2003.
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© Kurt Stueber, 2003