Richard Semon: Im australischen Busch und an den Küsten des Korallenmeeres. (1903)

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Wasserdichte Zelte.

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gegen einen starken, länger andauernden Regen, denn das Zelttuch ist nicht wasserdicht. Um das Ganze wasserdicht zu machen, spannt man in einiger Entfernung über dem Zeltdach noch ein einfaches, an sich auch nicht wasserdichtes Leinwanddach, eine sogenannte »Fly« aus. Dieselbe ist von etwas größeren Dimensionen als diejenigen des eigentlichen Zeltdaches. Die Fly bricht die Gewalt auch der stärksten Regen so weit, daß fast alles Wasser an den Seiten abträufelt, auch dann wenn sie selbst vollständig durchfeuchtet ist. Höchstens ein feiner Sprühregen fällt von der inneren Fläche der Fly auf das Zeltdach und kann dasselbe zwar allmählich durchfeuchten, hat aber nicht genug Kraft durchzuschlagen. Während wochenlanger, ungemein heftiger Regengüsse, die ich im November durchzumachen hatte, blieb ich doch im Inneren meiner Zelte vor direkter Benetzung geschützt, obwohl alles rings um mich triefte, und es eines ganz besonders guten und dementsprechend dichten und schweren wasserdichten Zeltes ohne »Fly« bedurft hätte, um solchen langandauernden Regengüssen zu widerstehen. Vor einem derartigen wasserdichten Zelte hat aber das australische den Vorzug unvergleichlich größerer Leichtigkeit und viel größerer Billigkeit.

Tische und Bänke sind bald gemacht, indem man Kistenbretter oder, wenn diese fehlen, Stücke von Baumrinde auf Holzpflöcke nagelt, die in die Erde getrieben werden. Der Feuerplatz wird durch ein Dach von Büschen oder besser noch von Baumrinde vor Regen geschützt. Ein paar dicke schwere noch frische Holzblöcke dienen als Grundlage des Feuers; sie glimmen und kohlen fort, auch wenn man kein helles Feuer brennt, und ermöglichen es, daß die Glut weder bei Tag noch bei Nacht ganz erlischt und stets heiße Asche, ein wichtiger Bedarfsgegenstand im Lager, vorrätig ist.

Gleichmäßig verlief im allgemeinen mein Lagerleben, denn jede Tagesstunde hatte ihre besonderen Arbeiten und stellte ihre besonderen Anforderungen. Die ersten Morgenstunden, eine Stunde vor bis eine Stunde nach Sonnenaufgang, waren der Schnabeltierjagd gewidmet.

Das Schnabeltier, Ornithorhynchus anatinus, ist nur durch eine einzige lebende Art in Australien und somit auf der Welt vertreten, es findet sich auch nicht in ganz Australien, sondern nur im Süden und Osten des Erdteils bis zum 18. Grad s. Br., sowie in Tasmanien. Es bewohnt die Ufer der fließenden Gewässer, in denen es seine Nahrung findet, und ist ein Wassertier wie der Biber, der Otter oder der Seehund, d. h., es ist für das Auffinden seiner Nahrung auf das Wasser angewiesen, kann auch lange unter Wasser


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Das Original des Werkes wurde freundlicherweise von der Universitätsbibliothek Köln zur Verfügung gestellt. Einscannen und bearbeiten durch Frank Al-Dabbagh, Oktober, 2003.
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© Kurt Stueber, 2003