Richard Semon: Im australischen Busch und an den Küsten des Korallenmeeres. (1903)

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18 Reise ins Land hinein.

der schmalen, seitlich zusammengedrückten Stirn, den breiten Backenknochen, der breiten flachen Nase, dem großen schmallippigen Munde, ein vortrefflicher Repräsentant des australischen Typus, der für mich durchaus nichts besonders häßliches oder abschreckendes hat. Bekleidet war unser neuer Gefährte mit einem europäischen Hemde und einem Paar zerlumpter Hosen, im übrigen aber barfuß, barhäuptig, ungekämmt und ungewaschen.

In Brisbane hatte ich einen der Squatter im Burnett-Distrikt, Herrn W. F. McCord von Coonambula kennen gelernt, und dieser hatte mir einen Schwarzen namens Frank aus der Gayndahgegend als geeignete Persönlichkeit bezeichnet, um die Bekanntschaft mit ändern Schwarzen zu vermitteln, letztere mit meinen Absichten bekannt zu machen und selbst beim Fange der von mir gewünschten Tiere zu helfen. Ich war nun auf das angenehmste überrascht, als ich erfuhr, daß unser schwarzer Reisebegleiter, der erste Schwarze, mit dem ich in Australien in Berührung kam, eben dieser Mann war. Frank erklärte sich sogleich bereit in meine Dienste zu treten, mir noch weitere Schwarze zu besorgen, mir alles zu fangen und zu finden, was ich wünschte. Von seinen Versprechungen hat er einen Teil wahr gemacht, einen ändern nicht; er hat mir sogar schließlich direkt geschadet, so daß ich bei meinem zweiten Aufenthalt am Burnett seine Dienste ganz zurückwies.

An diesem Nachmittag fuhren wir in völliger Eintracht dahin, und wäre ich abergläubisch gewesen, so hätte ich das plötzliche Auftauchen dieses Schwarzen, auf dessen Hilfe ich große Hoffnungen setzte, am ersten Tage an dem ich mein Werk begann und beim ersten Schritt in den Busch, als ein günstiges Vorzeichen betrachten können. Wir kamen nun in bergige Gegend, ein welliges Hügelland, dessen Höhen und Tiefen gleichmäßig von lichtem Eucalyptuswald bedeckt waren. Gegen vier Uhr fuhren wir durch den Barambah Creek nahe seiner Mündung in den Burnett und hielten einige Augenblicke an einem einsamen Hause an der Straße. Es gehörte einem kleinen Farmer, der nebenbei noch Getränke ausschänkt und Reisende gegen Entgelt aufnimmt. Sein Haus wird deshalb ein Wirtshaus genannt. Natürlich ist die Gastwirtschaft nur die Nebenbeschäftigung, da oft monatelang kein Fremder einkehrt. Derartige primitivste Wirtshäuser sind eine charakteristische Erscheinung derjenigen Distrikte Australiens, die sich eben der Kultur zu erschließen beginnen.

Vor uns im Westen stiegen jetzt höhere Bergformen empor und die Unebenheit des Terrains nahm zu. Als wir um eine Berglehne herumfuhren, wies der Kutscher mit der Peitsche geradeaus. Vor uns


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Das Original des Werkes wurde freundlicherweise von der Universitätsbibliothek Köln zur Verfügung gestellt. Einscannen und bearbeiten durch Frank Al-Dabbagh, Oktober, 2003.
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© Kurt Stueber, 2003