H. Schenk: Betraege zur Kenntnis der Vegetation der Canarischen Inseln

§ 11. Wasser- und Sumpfvegetation.

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II. Die basale Region.

§ 11. Wasser- und Sumpfvegetation.

Die Bodenbildung der Canarischen Inseln ist der Entfaltung der Wasserpflanzen- und Sumpfpflanzenformationen sehr ungünstig [ C. BOLLE, Zeitschr. f. allg. Erdk. Bd. X, 1861, S. 7, u. Bd. XI, 1861, S. 87. ]. Der einzige See Tenerifes auf der Hochebene von Laguna hatte noch im 16. Jahrhundert größere Ausdehnung, ist aber heute auf zwei kleine Tümpel zusammengeschrumpft, die madre del agua (ca. 50 qm), die nach O. SIMONY [ O. SIMONY, Mitt. k. k. Geogr. Ges., Bd. XXXIII, 1890, S. 160. Vergl. auch H. MEYER, Tenerife, S. 68. ] als einzige Wasserpflanze Potamogeton trichoides CHAM. et SCHL. beherbergt, und die fossa del agua, ein seichter, mit Conferven erfüllter, im Sommer trockener Sumpf. Auf den Purpurarien finden sich einige Sümpfe in der unmittelbaren Nachbarschaft des Meeres. Die Bäche, die die Thäler und die zahlreichen Barrancos in raschem Laufe durchströmen, haben ihre Quellen (madres des agua) in der Waldregion. Im Sommer versiegen sie häufig im unteren Teile oder lassen nur Reihen von Lachen zurück. So sind also die Standorte für Wasser- und Sumpfpflanzen sehr lokalisiert, und es nimmt uns nicht wunder, daß nur relativ wenige Arten sich angesiedelt haben.

Canarische Wasserpflanzen

(Nach CHRIST, SAUER, BORNMÜLLER, BOLLE.)

Canarische Sumpfpflanzen

Aus diesen beiden Listen ergiebt sich, daß sämtliche Arten aus den benachbarten Festländern, in erster Linie Europa, eingewandert sind. Wie viel dabei auf Rechnung des Menschen kommt, bleibt dahingestellt; im allgemeinen aber werden die Samen aquatischer Gewächse leicht von Vögeln weithin verbreitet, und es ist anzunehmen, daß im Laufe der Zeiten auch die Samen mancher anderen Wasserpflanzen herbeigeführt wurden, ohne aber die Bedingungen für ihre Entwickelung zu finden.

Einige der genannten Arten kehren auf den Azoen wieder, wo außerdem manche den Canaren fehlende, mitteleuropäische Sumpfpflanzen auftreten.

Keine einzige Art ist auf den Canaren endemisch. Nur die canarischen Formen von Potamogeton natans und von Najas major könnten vielleicht als Beginn eienr Bildung insularer Typen von Wasserpflanzen betrachtet werden, und von den Azoren wird nur Isoëtes azorica DURIEN als endemische Wasserpflanze angegeben. Die aquatischen Pflanzen sind der Einwirkung des eigenartigen Klimas der Inseln auf die Gestaltung entzogen.

Nur zwei Seegräser werden von den Küsten der Canarischen Inseln angegeben [ P. ASCHERSON, Die geographische Verbreitung der Seegräser, in PETERMANNS's Geograph. Mitteil., Bd. XVII, 1871, S. 241. Mit Karte. ], nämlich:

Zostera nana ROTH. Nur an der Küste der Purpurarien, mitteleuropäische Küste, Mittelmeer, nordwestafrikanische Küste, Azoren, Madeira, Canaren. Ferner Südafrika, Japan.

Cymodocea nodosa ASCHERSON (C. Webbiana ADR. JUSS., C. aequorea KÖNIG). Im ganzen Mittelmeergebiet und von dort über Madeira, Canaren, westafrikanische Küste bis Senegambien.

Beide Arten sind somit von den Küsten der benachbarten Kontinente nach den Inseln gelangt.

Auf den ersten Blick erscheint es auffallend, daß, sowohl ein südlicher Arm des Golfstromes die Küste der Canaren bespült, keines der westindischen Seegräser nach diesen Inseln gelangt ist, weder Thalassia testudinum KÖN., noch Cymodocea manatorum ASCHS., noch Halodule Wrightii ASCHS., von denen die letztere an der tropisch-westafrikanischen Küste wiederkehrt. Als Grund für die Verhinderung der Ansiedlung diese Meeresgewächse mag wohl die geringere Temperatur des Meeres vor der nordwestafrikanischen Küste in Betracht kommen.


© 2002, Kurt Stüber, MPI für Züchtungsforschung.
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