Berg- und Seefahrten (1923)

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wie die arabischen Moscheen. In den größeren Straßen sind alle nach der Straße offenen Räume Verkaufsläden, meist so eng, daß neben der aufgehäuften Ware meist nur noch Platz für den Verkäufer bleibt, welcher mit gravitätischer Ruhe, mit untergeschlagenen Beinen (nach türkischer Sitte) neben der Ware sitzt. Die Handwerker haben meistens keine besondere Werkstatt, sondern verrichten ihre Arbeit auf offener Straße, wo auch die meisten Geschäfte abgeschlossen werden.

Die Straßen sind überaus schmutzig, da aller Unrat aus den Häusern einfach auf die Straße geworfen wird, wo er so lange liegen bleibt, bis einer der vielen halbwilden herrenlosen Hunde, die massenhaft in allen Straßen herumlaufen, sich desselben erbarmt. Im seltsamen Konstrast mit diesem Schmutze steht die blendend weiße Farbe, mit welcher alle Häuser und Mauern, selbst die Festungsmauer der Stadt nicht ausgenommen, angestrichen sind, und welche sich im Innern der Häuser ebenso auf Fußboden und Decke wie auf alle Mauern erstreckt. Gewaschen und gescheuert wird selten oder nie; aber auf den immer frischen weißen Anstrich wird sehr sorgfältig gehalten.

Ist nun so schon das Äußere und Innere von Mogador seltsam und auffallend genug, so ist es noch weit mehr die äußerst bunte und fremdartige Bevölkerung, welche sich in demselben durcheinander drängt. Von der kohlschwarzen Rabenfarbe des typischen Bornu-Negers bis zu dem reinen Weiß des nordischen Europäers sind hier alle verschiedenen Farbenabstufungen vertreten; vorherrschend allerdings das dunkle Braungelb des Arabers der Westküste. Gesichter und Gestalten sind zum größten Teil höchst charaktervoll, viele davon entschieden schön zu nennen. Man sieht fast nur Männer; die Weiber der Moros gehen nur selten aus dem Hause, und dann ist ihr Gesicht vollständig verschleiert, sodaß bloß das linke Auge frei bleibt. Häufig sieht man jüdische Frauen auf der Straße und unter diesen viele sehr feine Gesichter mit schönen zarten Teint.

Die schönsten von allen Gestalten Mogadors sind aber die weißen Araber, namentlich die älteren Männer, welche zum Teil wirklich lebendigen antiken Marmorbüsten gleichen. Sehr hohe, freie Stirn, schön gebogene kräftgie Nase, fein geschnitene LIppen, dunkelglühende Augen, vollen und glattes, rabenschwarzes Haupt- und Barthaar lassen diese Männer in der Tat als vollendete Muster kaukasischer Männerschönheit erscheinen. Nicht minder schön und kraftvoll als die Gesichter sind aber auch die Gestalten, mit ebenso maßvoll als ausgeprägt entwickelter Muskulatur, höchst malerisch in den weißen Burnus gehüllt, welcher das allgemeine Kleidungsstück der gesamten wohlhabenden Bevölkerung bildet. Der Faltenwurf dieses über die Schultern geworfenen Schals ist ebenfalls äußers malerisch und wetteifert mit dem der griechischen Statuen.

Bunte Farben sind im allgemeinen nicht bei den höheren Ständen Sitte, abgesehen von der blauen Schärpe und dem roten Turban, den viele tragen. Um so bunter sind dagegen die Soldaten, namentlich die


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Das Original des Werkes wurde freundlicherweise von Herrn Dr. Kurt Stüber zur Verfügung gestellt. Einscannen und bearbeiten durch Frank Al-Dabbagh, Juni, 2003. Eingabe des Textes durch Kurt Stüber, Oktober, 2003.
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