"Ernst und Agnes Haeckel - Ein Briefwechsel"

24. Brief

Jena, den 30. August 1868.




Mein lieber, lieber Herzensschatz! Endlich, endlich - so fange auch ich an -, ein Brief von meinem reiselustigen Mann, nach dem ich mich so sehr, sehr gesehnt habe! Gestern abend, als mich Bertha von Mutter nach Hause holte, lag er auf dem Tisch, und ich hätte bei seinem Anblick und besonders dem Erkennen der lieben Handschrift deckenhoch springen können, wenn es nur gegangen wäre, aber die Grazie und Anmut ist für jetzt dahin . . . Dein glänzender Empfang von seiten Deiner Kollegen freut mich unaussprechlich, mein lieber, herziger Mann; nach so viel Anstrengung doch mal eine warme Anerkennung, das muß Dir wohlgetan haben und Deiner Gesundheit ebenso zuträglich sein wie schöne Luft und Gegend . . . Daß Deine Fachgenossen in Münschen alle Darwinisten sind, amüsiert mich sehr, und ich hätte Dich gern dabei gesehen mit Deiner Begeisterung und Deinem Feuereifer. In diesen Tagen las ich in einem Buch aus dem Frommerschen Lesezirkel die sehr interessante Beschreibung einer Reise nach China usw. von dem Maler Hildebrandt, dem Weltumsegler, der höchst lebendig und anziehend erzählt, unter anderem auch von seiner Bekehrung zum Darwinismus durch Anblick von Autochthonen der Insel Luzon. Ich habe dir die Stelle abgeschrieben. Wenn Du sie noch nicht gelesen hast, wird sie Dich sicherlich interessieren! Eine Fortsetzung von Professor Sempers Werk ist an Dich angekommen, mit schönen bunten Tafeln, von seiner Frau gemalt. Mein liebes Duchen, was hast Du eigentlich für Wetter bei Deiner großen Reise, wir sind hier rasch in den Herbst gekommen . . . Halt Dich frisch und werde es noch mehr und mache mir keine anstrengenden Touren! Hoffentlich sorgt dafür Allmers der Dicke, den ich herzlich grüßen lasse!





Brief 23..........................................................................................Brief 25



zurück zum Inhaltsverzeichnis




Diese Seite ist Teil von Kurt Stübers online library
erstellt von Christoph Sommer am 6.10.1999