"Ernst und Agnes Haeckel - Ein Briefwechsel"

21. Brief

Nürnberg, 23. August 1868.




Meine liebste Agnes! Obgleich ich erst 2 Tage von Dir fort bin, wirst Du mir doch hoffentlich nicht böse sein, wenn ich Dir schon heute aus unserm lieben Nürnberg ein erstes Lebenszeichen sende! Wieviel habe ich Deiner schon gedacht und mich nach Dir gesehnt! Wenn Du heute mit hier wärest, würdest Du die Herrlichkeiten der Reise wohl noch besser genießen als vor einem Jahre und Dich nicht so sehr über die schlechte Gesellschaft beklagen! Wenigstens hoffe ich, daß Du diesmal mit Deinem Reisebegleiter und Hausknecht zufriedener sein würdest. Hoffentlich bekomme ich morgen oder übermorgen in München gute Nachricht von Dir. Ich hoffe, daß Dir die Ruhe des Hauses recht gut tut und Dein zartes Nervensystem bald wieder in die beste Stimmung versetzt. Mir bekommt die Faulenzerei der Reise und die vollständige Erholung meines abgearbeiteten Gehirns nach der harten Arbeit der letzten 6 Monate sehr gut. Ich erhole mich jeden Tag mehr und hoffe bald ganz frisch zu Dir, liebstes Herzchen, zurückzukommen. Ich fühle jetzt recht, wie notwendig mir diese Erholungsreise nach der furchtbaren Überarbeitung des Sommers war. Daß wir uns nicht zu sehr anstrengen, dafür sorgt der dicke Allmers . . . Beifolgendes Reisetagebuchblatt schicke ich nebst der Einlage an die Eltern, liebstes Herz . . . Grüße Mamachen und die Schwestern herzlichst, auch Otte und Ernst, falls sie da sind. Allmers schickt ebenfalls beste Grüße. Dich selbst aber, mein süßes kleines Herzblättchen, küßt herzlich Dein treuer Ernst. Ein Viertel unserer Trennungszeit ist schon vorbei! Nur frischen Mut, mein liebstes Herz!





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erstellt von Christoph Sommer am 6.10.1999