"Ernst und Agnes Haeckel - Ein Briefwechsel"

155. Brief

Jena, den 3. Oktober 1880.




Lieber Herzensmann! Während drüben die Kinder furchtbar toben, will ich versuchen, bei diesem Lärm an dich zu schreiben. Lisbeth hat sich 2 Freundinnen eingeladen, und Walter ist Hahn im Korbe! - Dein Breif hat mich sehr gefreut, der Gedanke, Dich in 14 Tagen wieder bei uns zu haben, ist zu hübsch, auch die Kinder freuen sich rasend! Walter war sehr glücklich über das Zettelchen, das Du ihm mit eingelegt hattest, und sagte: "Nun werde ich sofort wieder an Papa schreiben. " Er brachte mir auch nach kurzer Zeit inliegenden Rosa- Brief, den er doch nicht schlecht geschrieben hat! - Ich sah wieder, wie sehr er an Dir hängt, und ich glaube, Du kannst durch Liebe sehr viel bei ihm erreichen! . . . Pohle hat mir in diesen unruhigen Wochen mancherlei geholfen, er ist auch durchdrungen von seiner Wichtigkeit! . . . Dein aufmerksamer Assistent Hamann hat mich durch Übersendung eines Korbes lebender Hummer recht in Verlegenheit gebracht. Er ist, wie Du weißt, in Helgoland. Was sollte ich mit den Tieren anfangen? Essen konnte ich sie nicht. Da hatte ich den guten Einfall, sie im "Schwarzen Bären" anzubieten, wo sie mir sofort für 5 Mark abgekauft wurden! . . . Nun gute Nacht, geliebtes Männchen, ich muß Dich loben, Du schreibst recht oft und lieb Deinem Dornröschen, dafür verdienst Du, recht herzlich geküßt zu werden. Alles grüßt Dich und sehnt sich nach Dir! Deine treue Agnes.





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erstellt von Christoph Sommer am 6.10.1999