"Ernst und Agnes Haeckel - Ein Briefwechsel"

145. Brief

Jena, den 16. September.




Liebster Mann! Du wirst jedenfalls nun meinen nicht sehr erfreulichen Brief in den Händen haben . . . Ich freue mich ja sehr für Dich, daß Dein rastloses Suchen endlich vom Erfolg gekrönt worden ist. Dieses ewigen Reisens und Getrenntseins bin ich müde. Wann wirst Du endlich einmal Ruhe haben? Nicht einmal das hast Du vom Reisen, daß Du Dich erfrischst, im Gegenteil . . . Von Briefen ist nichts von Bedeutung angekommen, meistens Bewunderung und Lob Deiner Streitschrift. Ich habe einige Besuche gemacht . . . Nachmittag hatte ich Besuch von Deinem amerikanischen Freund und dessen dichterischer Tochter, Du wirst sie in Potsdam sehen, sie las mir ein langes Gedicht von sich, "Empfindung im Mausoleum der Königin Luise", recht hübsch vor. Sie soll es dem Kaiser vortragen. Lieber Ernst, es ruht viel auf Deiner armen kleinen Frau, das kann ich Dir sagen . . . Die Kinder sehnen sich sehr nach Dir, bringe ihnen doch das Hübsches (Aparthübsches) mit . . . Ade, mein Herz, ich bin so müde von aller Plage des Tages, daß mir die Augen zufallen! In alter treuer Liebe Deine einsame Agnes.





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erstellt von Christoph Sommer am 6.10.1999