"Ernst und Agnes Haeckel - Ein Briefwechsel"

123. Brief

Jena, den 15. April 1877.




Liebster Ernst! Damit Du jedenfalls meinen Brief noch zur rechten Zeit erhälst, schreibe ich shcon heute . . . Leider muß ich durch eine Erkältung meine einzige angenehme Unterhaltung, das Theater einbüßen, das ist hart! Eben bekam ich einen Brief von Frau Fritz Schultze aus Dresden, die durch mich wissen will, wann der Dich kennenlernen will. Ach Gott, das ist eine Plage mit diesen Verehrern und Verehrerinnen!! Du hattest ja recht interessante Zeit in Korfu, das Osterfest muß sehr eigentümlich dort sein, das möchte ich wohl mit angesehen haben. Im übrigen bin ich froh, doch nicht mit dort zu sein. Denn für Gräfinnen und Herzoginnen bin ich viel zu einfach! Und dann: Immer als fünftes Rad am Wagen daneben sitzen zu müssen, wenn mein Mann mit Schmeicheleien überschwemmt wird, das ist zum Übergeben! Briefe wirst Du bei Deiner Rückkehr in Masse finden, so einen von Dr. Vetter, auch einen dringenden. Der arme Kauz! Nun ade, mein Herzensschatz, Du siehst, meine Stimmung ist heute keine sehr holde. Manchmal wird mir, besonders, wenn ich recht elend bin, wie jetzt, der häusliche Kreis zuviel, desto mehr freue ich mich, wenn Du nun endlich wiederkommst. Es ist recht lange Zeit, 9 Wochen Trennung! Ade! Deine sehnsüchtige Agnes.





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erstellt von Christoph Sommer am 6.10.1999