Abhandlung über die Krankheiten der Pflanzen, ihrer Kenntniß, und Heilung (1779)

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* 1. Nicht selten überschreiten die Pflanzen selbst an ihrer Trächtigkeit das Maaß, und da sie ihre ganze Kraft zu Erzeugung der jungen verschwenden, kommen sie selbst um, und werden durch Hunger, und Durst so ausgezehret, daß sie fernerhein zu Erzeugun der Früchten untüchtig sind. Dieses begegnet den Pflanzen in guten Jahren, wo keine heftige Winde blasen, und gewisse Gattungen des Ungeziefers nicht hervorkommen. Denn ein andersmal geschieht es zu sehr großen Vortheil der erzeugenden Natur, daß die meisten Blühten, die den Birn- und Kirschbaun, so zu reden, geschneyen, entweder von Winden abgerissen, oder von Ungeziefer abgefressen werden, damit die, zu Ernährung so vieler Kinder unfähige Mutter nicht unterniegen müsse. 2. Bisweilen machen die Pflanzen die Entwickelung ihres Samens viel früher, als es die gewöhnliche Ordnung der Natur mit sich bringet; dieser Samen aber ist folglich meistentheils also beschaffen, daß aus demselben endlich entweder gar keine, oder doch eine kränkliche Pflanze erzeuget werde. Diesem Uebel ist am meisten der Lattich, oder der Salat, bey einer wärmeren, und trockneren Frühlingswitterung unterworfen: und es verstehet sich auch von Pflanezn, deren Fruchtbarkeit entweder durch gar zu hitzige Nahrung, oder durch künstliche Mischung erzwungen worden ist. 3. Zuweilen ist der Samen, den die Pflanze hervorbringt, von einer solchen Beschaffenheit, daß nachmals aus demselben Pflanzen einer ganz anderen Art erwachsen; denn man lieset, daß aus den


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Das Original des Werkes wurde freundlicherweise von der Universitätsbibliothek Köln zur Verfügung gestellt. Einscannen und Bearbeitung durch Kurt Stüber und Frank Al-Dabbagh, April, 2003.
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