Abhandlung über die Krankheiten der Pflanzen, ihrer Kenntniß, und Heilung (1779)

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* Man muß sich nicht verwundern, daß die Pflanzen weniger Abtheilungen der Krankheiten haben, als die Thiere, und die Menschen. Die Ursache ist, weil der Mensch mehr Verrichtungen hat, und sich in den Verrichtungen der Pflanzen nicht jene Zeichen befinden, die wir bey jenen des menschlichen Körpers bemerken; so giebt es bey den Pflanzen kein Pulsschlag; man hat also kein Unterscheidungszeichen fieberischer Krankheiten: da die Pflanzen keine Muskeln haben, so haben sie keine krämpfige Krankheiten, dessen Unterscheidungszeichen in einer stärerkn Zusammenziehung der Muskeln bestehet; nebst diesen giebt es in den Pflanzen keine Empfindung, keinen Verstand, mithin auch keine schmerzhafte Krankheiten, die Pflanzen holen keinen eigentlichen Athem, mithin befinden sich bey ihnen keine Brustbeschwerungen, oder Krankheiten, dessen Zeichen ein öfteres und schweres Athemholen ist.

Da die Pflanzen endlich der Sinnen, der Urtheils- und Einbildungskraft beraubet sind, werden sie mit keiner Tollsucht, oder Narrheit geplaget. Man kann also nicht so viele Abtheilungen der Krankheiten bey den Pflanzen, als bey den Menschen bestimmen, besonders, weil, wenn sich auch bey den Pflanzen solche Begebenheiten ereignen, die mit den menschlichen einige Gleichheit zu haben scheinen, so kann man selbe ganz leicht unter die angeführten Abtheilungen setzen.


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Das Original des Werkes wurde freundlicherweise von der Universitätsbibliothek Köln zur Verfügung gestellt. Einscannen und Bearbeitung durch Kurt Stüber und Frank Al-Dabbagh, April, 2003.
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