Alfred Wegener: Die Entstehung der Kontinente und Ozeane (1929)

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218 11. Ergänzende Bemerkungen über die Tiefseeböden.

sind1). Vom Bismarckarchipel ist dabei Neupommern, wie früher erwähnt, an Neuguinea haftengeblieben und herumgeschleppt worden, während auf der anderen Seite der großen australischen Scholle das spiralige Umbiegen der beiden südlichsten Ketten der Sundainseln eine ähnliche Wirbelströmung im Sima andeutet wie bei den Fidschi-Inseln.

Über die Natur der Tiefseerinnen2) läßt sich wohl auf Grund der bisherigen Beobachtungen noch kein abschließendes Bild gewinnen. Sie sind, mit wenigen Ausnahmen von vielleicht anderer Entstehung, stets den Außen- (konvexen) Seiten der Girlanden vorgelagert, wo diese an alten Tiefseeboden stoßen, während auf

Abb. 63.

Verlauf der Schwerestörung zwischen den Philippinen und San Franzisko, nach Vening-Meinesz.

Skala links; punktierte Linie : nach Anbringung der isostatischen Reduktion, schraffiert: Meeresboden, Tiefenskala rechts.

der Innenseite der Girlande, wo der neu entblößte Tiefseeboden fensterartig zutage liegt, niemals eine Rinne zu treffen ist. Es scheint also, als sei der alte Tiefseeboden infolge seiner tiefer gehenden Abkühlung und Erhärtung allein dazu befähigt, Rinnen zu bilden. Vielleicht darf man sie als Randspalten auffassen, deren eine Seite vom Sial der Girlande, und deren andere vom Sima des Tiefseebodens gebildet wird. Daran darf das in Abb. 62 dargestellte, in Wirklichkeit sehr flache Profil nicht irremachen, denn es ist natürlich durch die Schwere stark eingeebnet.

Bei der tiefen, rechtwinkliggebogenen Rinne südlich und südöstlich der Insel Neupommern beruht die Entstehung offensichtlich auf dem gewaltsamen Fortzerren der Insel nach Nordwesten infolge Anhaftens an Neuguinea; die tief hinabreichende Inselscholle pflügt das

!) Hedley kommt auch auf biologischem Wege zu dem Resultat, daß Neuguinea mit Neukaledonien, den Neuen Hebriden und den Salomoninseln eine Einheit bildet.

2) Die Bezeichnung „Tiefseegraben" ist weniger glücklich, da sie die Behauptung einschließt, daß es sich um Grabenbrüche ähnlich denen der Kontinentalschollen handelt.


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Das Original des Werkes wurde freundlicherweise von der Universitätsbibliothek Köln zur Verfügung gestellt. Einscannen, Bearbeitung und OCR durch Kurt Stüber, Oktober 2003.
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© Kurt Stueber, 2003